Der Name ist ein Spiel mit Erwartungshaltungen. Denn Dave Douglas nennt seine Band High Risk Electric Quartet, suggeriert damit ein wenig Avantgarde, riskiert aber letztlich nur ein dezentes Naserümpfen unverbesserlicher Traditionalisten im Publikum, so es die denn wirklich noch gibt. Denn musikalisch ist er Teil einer Bewegung, die seit langem schon versucht, die Verknüpfung zwischen verschiedenen Stilformen zu entwickeln, ohne großes ästhetisches Getöse darum zu machen. Das ist der Spirit von New York, Tokio, London, vielleicht auch Berlin, ein Großstadtsound des "Anything Goes", der in der Neugier der Musiker und deren Bedürfnis nach gestalterischer Offenheit gründet.
Douglas holt sich dafür den klanglich feinsinnig und humorvoll pointiert agierenden Laptop-Artisten Shigeto in die Band, wählt mit Jonathan Maron einen Bassisten, der im Indie-Feeling ebenso verwurzelt ist wie in der Welt der Improvisation, und überlässt Ian Chang den Platz am Schlagzeug, dessen rhythmische Welt vom Jazz ausgehen mag, aber weit hinaus in die Gefilde von Drum & Bass, Hip-Hop-Beats, Urban Soul und Electronics führt.
So kann ein kreatives Bandgefühl entstehen, das zwar Momente virtuoser Ausbrüche ermöglicht, über lange Distanz der Klangentwicklung aber mit Texturen, Wiederholungsmustern, Schichtungen arbeitet. Das Risiko besteht daher nicht in der instrumentalen Befüllung der Musik an sich, sondern im Umgang mit klangdramaturgischen Kontrasten, flirrenden Entwicklungen der Schwebungen im Raum und Spannungsbögen, die sich nicht an Songstrukturen klammern können, sondern motivisch aus dem Moment heraus wachsen. Für Dave Douglas ist das ein passendes Experimentierfeld, denn als Trompeter changiert er schon seit den Neunzigern zwischen kammerjazzigen, avantgardistischen und traditionellen Gefilden. Low Risk also, dafür aber emotional und inspirativ eng verzahnte Musik, in die man sich fallen lassen kann.