Kurzkritik:Großer Auftritt

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Sol Gabetta und Hélène Grimaud in der Philharmonie

Von Harald Eggebrecht, München

Kaum zu glauben aber hocherfreulich, dass der Riesensaal des Gasteigs bis aufs Podium ausverkauft war: Nicht um den glamourösen Galaauftritt eines Heldentenors oder einer Starsopranistin zu erleben, sondern um zwei gewiss bühnenattraktiven Musikerinnen zuzuhören, die sich aber ernsthaft und konzentriert der Intimität von Kammermusik widmeten. Die gefeierte Cellistin Sol Gabetta und die nicht minder berühmte Pianistin Hélène Grimaud boten nach Intention und Bedeutung höchst unterschiedliche Werke von Arvo Pärt, Robert Schumann, Claude Debussy und Johannes Brahms.

Am Ende gab's für den brausenden Beifall dann einen Strauß von vier Zugaben, die noch einmal belegten, wie verschieden Musik für Violoncello und Klavier von Frédéric Chopin über Manuel de Falla zu Dmitri Schostakowitsch klingt, wenn man sie mit solchem Feuer, Sinn für den jeweiligen Charakter, Gefühl für Ausdruck und Klang und mit jenem unwiderstehlichen Zugriff spielt wie Gabetta/ Grimaud.

Zum akustischen Eindruck: Ob für die klangliche Präsenz des Violoncellos nicht ein extra Solistenpodest angeraten wäre? Pärts zarte, allzu gleichförmige Klangmeditation "Spiegel im Spiegel" an den Anfang zu stellen, ist mutig. Schumanns "Stücke im Volkston" direkt folgen zu lassen, hat Effekt. Doch gerieten diese nur scheinbar einfachen Stücke zu rasch, als dass sich der differenzierte Schumann-Humor hätte einstellen können. Debussys Cellosonate ist eines der absoluten Meisterwerke der Literatur: härteste Licht-Schatten-Wechsel, reaktionsschnellste Virtuosität, pointierte Rhythmik, Klangfarbenwechsel von Note zu Note. Hatten die beiden bis dahin eher neben- als miteinander gespielt, so trafen sie sich hier in mitreißender Intensität. Nach der Pause Brahms, aber leider nicht eine der beiden grandiosen Cellosonaten, sondern eine Adaption der G-Dur-Violinsonate. Durchaus Respekt heischend, doch den von Brahms gewollten Zauber der Violine konnten Gabetta/ Grimaud nie vergessen machen.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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