Kurzkritik:Große Mysterien

Der Münchner Orpheus-Chor unter Gerd Guglhör

Von Klaus Kalchschmid

Adventsmusik aus drei Jahrhunderten bot das Konzert des Orpheus-Chors in der Allerheiligen Hofkirche: von Johann Ludwig Bach (geboren 1677), einem entfernten Verwandten Johann Sebastians, der interessante Motetten, Messen und eine berühmte "Trauermusik" komponiert hat, bis zum Norweger Ola Gjeilo (geboren 1978). Gleich drei Vertonungen des berühmten "Magnum Mysterium", das dem Wunder des Kinds in der Krippe nachsinnt, waren zu bestaunen: Von der ersten der vier Weihnachtsmotetten Francis Poulencs über Javier Bustos geheimnisvoll flüsternd beginnenden Version bis zu Ola Gjeilos von einer wunderbaren Cello-Stimme (Sophia Reiß) überwölbten Fassung, mit der das Konzert zu Ende ging.

"Oh Heiland reiß die Himmel auf", raffiniert mehrstimmig überlagert von Johannes Brahms oder Edvard Griegs "Ave Maris stella" repräsentierten die Romantik, während Johann Ludwig Bachs doppelchörige Motette "Uns ist ein Kind geboren" geradezu archaisch wirkte und fast noch der Renaissance verhaftet schien, gleichwohl enorm effektvoll komponiert war, nicht zuletzt im wie ein Echo durch die Kirche flutenden ersten Wort "Uns". Neben weiteren Chorsätzen Gjeilos gab es im ersten Teil Werke von Sir Charles Villiers Stanford und Knut Nystedt zu hören, und auch das Motto des Abends, "Hymn to the Virgin", war zweimal vertreten: zu Beginn als "Himno a la Virgen" von Javier Busto und als Titel eines doppelchörigen Werks aus der Feder des 17-jährigen Benjamin Britten, eine feine, bereits reif, wenn auch noch nicht typisch für Britten klingende Komposition.

Natürlich präsentierte der Orpheus-Chor unter der Leitung von Gerd Guglhör dieses enorm vielseitige und anspruchsvolle Repertoire auf hohem Niveau, aber diesmal war auch nicht zu überhören, dass die Probenzeit etwas knapp schien und etwa beim Sopran die Homogenität des Klangs und die lupenreine Intonation nicht perfekt waren.

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