Kurzkritik:Glückstränen

Diana Krall beweist in der Philharmonie Starqualität

Von Oliver Hochkeppel

Man mag über ihre mitunter todproduzierten Alben geteilter Meinung sein, live ist Diana Krall eine Bank. Nun ist die aktuelle CD "Turn Up The Quiet" vielleicht ihr bestes Studioalbum, da war es logisch, dass auch der Auftritt in der Philharmonie ihr möglicherweise eindrucksvollster in München war.

Um "Liebe, Romantik und anderen Sachen" ging es an diesem Abend, wie sie zwischendurch erklärte - in der ihr eigenen, zwischen Schnoddrigkeit und Schüchternheit changierenden Art, so wie sich auch ihr Gesang zwischen Coolness und Pathos, und ihr (nebenbei bemerkt herausragendes) Klavierspiel zwischen Traditionspflege und eigenem Stilwillen bewegt. Eine besondere Melodramatik bekommt dadurch, was sie macht. Egal ob bei den großen Standards eines Cole Porter, Irving Berlin oder Nat King Cole oder Rodgers & Hart, darunter auch "Look of Love", den man inzwischen fest mit ihr assoziiert (und bei dem sie mit brechender Stimme an ihren Arrangeur Klaus Ogermann erinnerte), oder bei sperrigen Songs von Tom Waits und Joni Mitchell, deren "A Case Of You" als Solonummer der Höhepunkt des Abends war.

Auch nach 30 Bühnenjahren lebt Krall jeden Song im Moment neu aus, so intensiv, dass sie sogar mal vom Einsatz der Band überrascht wird. Dieses Quintett kann vor allem dank Anthony Wilson an der Gitarre und Stuart Duncan an der Geige klangfarbenreicher begleiten als üblich. Alles zusammen brach jeden intellektuellen Widerstand, ließ Tränen fließen und stimulierte Glückshormone. Deshalb ist Diana Krall ein Star.

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