Kurzkritik:Glücklichmacher

Jackson Browne in der Tollwood-Musikarena

Von Christian Jooß-Bernau

Dieser Stimme hat kein herbes Timbre, das die Rockmusik veränderte. Kein Schmelzen, kein Schmalz, keine Pose. Eigentlich nichts Besonderes. Gerade deshalb ist sie so besonders. Unaufdringlich präsent, gibt sie einem das Gefühl, sich schon einmal begegnet zu sein. Nur wo - da kommt man gerade nicht drauf. Mit dieser perfekten Popstimme erzählt Jackson Browne in der Musikarena auf dem Tollwood-Festival von Highways, Deserts, Cars und Devils. Sein ist der Sound, in dem sich "station to station" auf "no expectation" reimt und dabei noch elegant klingt.

Man hat an diesem Abend viel Zeit, über Sounds nachzudenken. Mit einer kleinen Pause spielt Browne volle drei Stunden. Um sieben Uhr wird diese Band angeknipst wie eine Glühbirne und steht auch schon mitten in "Barricades Of Heaven". Verflucht routiniert ist diese Gruppe, die hier als eigene Vorband das Publikum anwärmt. Über drei Songs schwingt sie das Zelt ein. "The Long Way Around" - für diese Songs der Sehnsucht hilft es, sich viele Töne vorzustellen - die aber dann nicht zu spielen. Die große dramaturgische Linie des Abends ist die ganz allmähliche Beschleunigung, die das Abheben zwingend macht. In seiner Rückschau auf ein Künstlerleben führt Browne bruchlos vom ersten Hit "Doctor My Eyes" zum neuen Album "Standing in The Breach", vom sympathischen Typen, der mit offenem Verdeck durch Amerika fährt, zum Umweltbewussten, der eine kleine Rede über Plastikmüll und Ozeane hält und darüber auch einen Song geschrieben hat.

Nach der Pause drehen sie dann auf. Glücklich, wer einen Greg Leisz in der Band hat. Der grauhaarige Herr ist ein Killer. Wie ein Raubvogel hockt er über seiner Lap-Steel-Gitarre. Als messerscharf präziser Slide-Spieler hat er es in der Hand, der Band die Leinen durchzuschneiden und sie in die große Freiheit toben zu lassen. Den Jubel des Publikums brauchen sie sich in der Schlussrunde nur noch abzuholen - "Running on Empty" war eben nicht nur für Forrest Gump ein Adrenalinschub. In der Zugabe geht "Take It Easy" wie seinerzeit auf dem Album herzbrechend verlangsamt in "Our Lady of The Well" über. Wer jetzt alle glücklich machen will, der spielt "The Load-out" und "Stay". Browne und Band wollen.

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