Kurzkritik:Geistvoll

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Cellist Jean-Guihen Queyras im Prinzregententheater

Von Harald Eggebrecht, München

Wenn es einen Musiker gibt, der schon bei seinem Auftreten, noch ohne einen Ton gespielt zu haben, Publikum und Saal, hier das Prinzregententheater, gleichsam hell erleuchtet, dann ist es der große französische Cellist Jean-Guihen Queyras. Er strahlt Geist und Freundlichkeit, Charme und Vergnügen aus, dass man sofort mit Spannung und Vorfreude erfüllt ist, auf das, was nun kommt. Mit von der Partie war die hervorragende Akademie für Alte Musik Berlin. Die Musiker begannen mit Luigi Boccherinis Nachtmusik auf den Straßen von Madrid. Das klang so witzig, pointiert und lustvoll, dass es gewissermaßen die klirrende Kälte draußen vergessen ließ.

Dann Queyras mit Joseph Haydns D-Dur-Konzert, das immer noch zu Recht als eines der heikelsten Werke des gesamten Cellorepertoires gilt. Wenn Queyras ohne Stachel und mit Barockbogen spielt, hat das nichts Missionarisches, sondern etwas Selbstverständliches, weil er mit welchen instrumentalen Mitteln und stilistischen Überlegungen auch immer, stets Musik macht, verlebendigt, inspiriert, Funken schlägt. Selbst winzige Intonationstrübungen tun dem keinen Abbruch, weil dieser Musiker nicht irgendwie nur gut spielt, sondern weil er Idee und Charakter eines Stückes ebenso gestaltet, wie er Struktur und Perspektive nie aus den Augen lässt. Traumhaft in seiner gleichwohl elastischen Zartheit das Adagio, ansteckend feurig das Rondo. Gegen Haydn hatte es Ignaz Pleyels C-Dur-Konzert bei aller klanglichen Munterkeit und handwerklichen Gediegenheit nicht ganz einfach. Auch hier obsiegte Queyras' einzigartige Fähigkeit, gleichsam musikalisch erzählen zu können. Der ausgelassenen Begeisterung antwortete er mit einer berühmten Etüde von Jean-Louis Duport, nicht nur für Celloschüler eine Demonstration in Klang und Beherrschung. Die Akademie bot noch Haydns 52. Symphonie, ein herbes c-Moll-Stück, dessen knurriges Menuett fast schon wie ein Scherzo klang. Und Mozart als Zugabe.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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