Kurzkritik:Gehaltvoll

Mitglieder des Opernstudios im Cuvilliés-Theater

Von Klaus Kalchschmid

Bei Rossinis "Le Comte Ory" in der prall-komischen Inszenierung von Marcus Rosenmüller konnten die Mitglieder des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper dieses Jahr schon in Kostüm und Maske ihre Bühnenpräsenz beweisen. Beim Festspiel-Konzert, ebenfalls im Cuvilliés-Theater, folgten nun Arien und Ensembles aus Mozarts "Figaro" und Bizets "Carmen", aber auch Rares von Thomas ("Mignon") und Bellini ("I Puritani") in Abendkleid und Frack, am Flügel begleitet von Naomi Schmidt und Benjamin Spa, szenisch eingerichtet von Bettina Göschl.

Der 23-jährige tschechische Tenor Petr Nekoranec überzeugte als blutjunger, schwärmerisch flatterhafter Wilhelm ("Mignon") und großartig höhensicherer Arturo ("I Puritani"). John Carpenter konnte als Testosteron-gesteuerter "Figaro"-Graf und milder Lotario mit feinem Kavaliers-Bariton überzeugen, während Fach-Kollege Evgenij Kachurovsky noch eine Spur zupackender und viriler als verschmähter Liebender Riccardo ("I Puritani") sein Leid klagte, aber auch im Duett mit dem wunderbar natürlich singenden jungen rumänischen Bass Leonard Bernad kriegerische Männlichkeit unter Beweis stellte.

Bei den Damen stach Elsa Benoit mit gehaltvollem Sopran als freche Susanna, intrigante Philine und angstvolle Michaëla hervor, während Anna Rajah die Wahnsinnsszene von Bellinis Elvira bemerkenswert sicher bewältigte und im Duett mit Nekoranec brillierte. Marzia Marzo war mit warmem und doch schlankem Mezzo ein idealer Cherubino, während Rachael Wilson als scharfzüngige Marzelline und verführerische Carmen ihren sinnlichen, leicht metallischen Mezzo präsentierte.

Zwei Tage zuvor war sie am selben Ort an der Seite des großartigen, ungemein expressiven slowakischen Tenors Pavol Breslik als Jan und dem intensiv agierenden Amir Katz am Flügel in Leoš Janáčeks Liederzyklus "Tagebuch eines Verschollenen" als seine geliebte, erotisch fordernde Zigeunerin Seffka zu hören. Ihr folgt Jan am Ende als Vater des gemeinsamen Sohns mit leuchtendem hohen C in die Ferne, während die übrigen drei Damen des Opernstudios sich zuvor als homogene Background-Girls erwiesen.

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