Eine Stimme braucht einen Körper. Eigentlich ganz einfach. Doch die Stimme der Sängerin Marie Fredriksson scheint sich bei dem Auftritt von Roxette in der Olympiahalle von ihrem kraftlosen, zerbrechlichen Körper zu lösen und über den Musikern zu schweben. Ganz in Weiß gekleidet sitzt die Sängerin, die einen schweren Kampf gegen einen Gehirntumor hinter sich hat, ruhig und in aufrechter Haltung auf einem Hocker, losgelöst vom Rest der schwarz gekleideten, wild herumhüpfenden Truppe. Besonders Sänger und Gitarrist Per Gessle, der zweite Teil und Songschreiber des erfolgreichen schwedischen Duos, wirbelt energiegeladen über die Bühne, stampft mit den Beinen und versprüht trotz seines Alters - beide gehen auf die 60 zu - jungenhaften Charme. Immer wieder wirft er zwischen Hits wie "The Big L." und "She's Got Nothing On" übermütig seine Plektra ins Publikum. Die Halle ist mit 8000 Zuschauern nur halb gefüllt. Bei "Spending My Time" singen die Fans textsicher mit, die Töne so genau treffend, dass sie sich zu einem gigantischen Chor formieren. Euphorisch springen sie bei dem Gute-Laune-Song "How Do You Do!" von ihren Plätzen.
Auch wenn ihr Körper fast zu verschwinden droht, füllt Marie Fredriksson den Raum mit ihrer immer noch kraftvollen Stimme. Rolf Nygren, der vor mehr als 30 Jahren die Gründung von Roxette initiierte, sagt über sie: "Marie kann ein Telefonbuch singen und schafft es, dass es gut klingt." Das gilt auch für die ruhigen Töne: Nur vom Keyboard begleitet haucht sie rauchig-sanft die Ballade "Watercolours In The Rain" in die Halle, auf der Leinwand hinter ihr prangt ein Sternenhimmel.
Ansonsten verzichtet das schwedische Duo auf das übliche Licht-und-Nebel-Trara, und auch eine Übertragung auf Großleinwand gibt es nicht. Das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch, ausgelassen werfen die Roxette-Fans bei "Joyride" bunte Luftballons herum. Nach eineinhalb Stunden verabschieden sich Roxette mit "Listen To Your Heart" und "The Looks" von den Fans; Per stützt Marie beim Verlassen der Bühne.