Wer in den hellen apollinischen Spielereien Mozarts nach Düsternis sucht, wird sie bei "Don Giovanni" und in seinem D-Moll Klavierkonzert finden. Deshalb hat es auch Beethoven besonders geliebt und selbst gespielt. Deshalb war man auch gespannt, wie die phänomenale Chopin-Spielerin, aber heißblütige Russin Olga Scheps im Prinzregententheater mit Mozart umgehen würde.
Die "romantische" Dramatik des Werks war natürlich ihr Fall. Schnell wurde nach der Themenexposition klar, dass sie die fahle Düsternis mit Leidenschaft und untergründigem Feuer zum Glühen bringen würde: Magma mit Funkenflug. Damit riss sie einen in einen veritablen d-Moll-Rausch, ohne aber Strukturschärfe preiszugeben und ohne im Romanzenton des zweiten Satzes ins Schwelgerische zu verfallen. Das Orchester, die PKF-Prague Philharmonia, teilte allerdings den Rausch nur bedingt. Erst im Schlussrondo konnte es einigermaßen mit dem erregten Brio der Solistin mithalten. Die aber wurde mit donnerndem Applaus belohnt. Dafür entfesselte sie dann mit dem Finale einer Prokofieff-Sonate hemmungslosen russischen Virtuosenrausch.
Weil der Impresario des Konzertabends die interessante Programmidee hatte, Klavier und Violine nicht zusammen im kammermusikalischen Dialog zu präsentieren, sondern in zwei hochkarätigen Solitären, kam als zweiter Solist der junge Geiger Linus Roth. Der vor allem von Ana Chumachenco geprägte Künstler, Stipendiat der Anne-Sophie-Mutter-Stiftung und inzwischen auch Professor am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, überraschte mit dem selten gespielten Violinkonzert in d-Moll des erst 13- jährigen Mendelssohn Bartholdy - und mit dem funkelnd-luziden Ton seiner Stradivari. Damit brachte er besonders das virtuose Allegro-Finale zum Funkeln. Inniges Leuchten entfachte das Orchester aus Prag mit Schuberts B-Dur Sinfonie (D 485) dank schönen Bläserklangs und expressiven Violinenglanzes.