Kurzkritik:Fürs Display

Das britische Pop-Duo "Hurts" in der Tonhalle

Von Franziska Rentzsch

München - Es scheint kein guter Stern über der Desire-Tour von Hurts zu stehen: Ihre Show in der Schweiz vergangenen Freitag musste die Synthie-Pop-Band abbrechen. Dem Gitarristen Adam Anderson sei schon nach dem ersten Song schlecht geworden, erklärten die Musiker später bei Instagram. Und auch Support Tom Walker sei noch nach seinem Auftritt kollabiert, hieß es vom Veranstalter. Gründe wurden nicht genannt. Immerhin: In München standen beide wieder aufrecht. Dafür musste hier Special Guest Alex Vargas krankheitsbedingt absagen.

So schnell wie sie mit ihrem unverkennbaren Achtzigerjahre-Sound 2010 in den Charts auftauchten, und so aalglatt wie sie sich seitdem kleiden, läuft dann aber auch die stramme, 90-minütige Show von Hurts. Dabei bietet die Tonhalle in ihrer Überschaubarkeit eigentlich alles für einen intimen besonderen Abend. Und trotzdem sind Einwürfe wie "Munich, are you still okay?" zwischen den Songs so ziemlich die einzigen Worte, mit denen sich Frontman Theo Hutchcraft ans Publikum wendet. Anderson hält sich ganz zurück und gibt auch sonst ein eher leidliches Bild ab, stiert mit leerem Blick in die Menge, die Hand, mit der er das Publikum dirigieren will, verpasst immer wieder den Einsatz.

Davon abgesehen gehören Hurts ohne Frage zu den Bands, die sich wunderbar auf jedem Handy-Display machen, mit einer abwechslungsreichen Lichtshow und großen Gesten, von ausgebreiteten Armen bis zur Siegerfaust. Dazu elegante Outfits und natürlich großartige Songs, die aber auch deshalb schon während des Konzerts gepostet und verschickt werden können, weil es die Atmosphäre hergibt: kein großes Gedränge vor der Bühne, keine tanzende Masse. Während Hutchcraft "I just wanna see you dancing" schmettert, wird dabei nur gemütlich gewippt und das Handy hochgehalten. Eine Vorzeigeband eben, die an diesem Abend leider nicht ganz auf der Höhe ist.

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