Die Oboe steht für eine unkeusche Sinnlichkeit zwischen frivol und larmoyant. Kein Wunder, denn ihr Stammbaum geht auf den antiken Aulos zurück, der eher mit dem Rausch des unterweltlichen Dionysos verbunden war als mit der Leier des Lichtgottes Apollo. Als Albrecht Mayer, der große Oboenstar aus Berlin, aber zum Englischhorn griff, der um eine Quinte tieferen Alt-Oboe, breitete sich konzertanter Glanz im Prinzregententheater aus. Im Konzert für Englischhorn und Orchester C-Dur von Joseph Fiala, einem Freund Mozarts, der 1777 auch Mitglied der Münchner Hofkapelle war, brillierte er gleich im ersten Satz mit einer virtuosen Kadenz und modellierte im Adagio cantabile subtil die andere, melancholische Ausdrucksseite des Instruments, wie man sie aus der klagenden Hirtenmelodie der Kurwenal-Szene im "Tristan" kennt.
Mit romantischem Flair kam dann ein Wolfgang Amadeus Mozart zugeschriebenes Adagio in C-Dur daher: ein Nachtstück poetischen Zaubers. Der Höhepunkt des kleinen Oboen-Festes waren dann die Variationen F-Dur für Oboe und Orchester von Johann Nepomuk Hummel. Hier griff Albrecht Mayer zur üblichen Sopran-Oboe und lieferte, befeuert vom Münchner Kammerorchester ein farbiges Arabeskenwerk zwischen Galanterie und Virtuosität ab. Schade, dass die starke Musik des Beethoven-Freundes in unserem Konzertleben so wenig präsent ist.
Daniel Giglberger, Maestro des Ensembles am ersten Pult, führte mit gewohnt heißem Brio-Strich und kühler Präzision durch eine Salzburger B-Dur Symphonie und eine launige Cassation von Mozart. Seine hochenergetische Lesart des Wiener Klassikers verbreitete viel Esprit, ließ aber jenen beseelten Mozart-Ton von spielerischer, aber spiritueller Leichtigkeit höchstens im Finale der B-Dur Sinfonie aufkommen. Zwei Zugaben, zuletzt aus einer Kantate von Johann Sebastian Bach feierten nochmals alle Oboen-Künste, schwelgerisch in einer Chansonmelodie, tiefsinnig bei Bach.