Spätestens als er mit der Schote von den 10 000 Zauneidechsen kommt, spätestens da fragt man sich, was hier jetzt Satire ist und was Realsatire. Die geht nämlich so: Die Echsen werden mit dem Lasso zu einer bestimmten Zeit im Jahr beim richtigen Wetter und von geschulten Spezialisten eingefangen, umgesiedelt, eingezäunt (80 Quadratmeter pro Tier!) und müssen dann für 8600 Euro pro Echse erst mal 30 Jahre beaufsichtigt werden, ehe man daran denken könne, diesen Stuttgarter Bahnhof doch noch fertig zu bauen. Schon im richtigen Leben ist man sich bei Django Asül selten sicher, ob er's gerade ernst meint oder nicht schon wieder den Ironie-Modus aktiviert hat. Insofern ist so ein satirischer Jahresrückblick namens "Rückspiegel", den er im Lustspielhaus von der Bühne lässt, ein Fest für den begnadeten Spötter und geschickten Verknüpfer.
Auch für nicht-professionelle Rückblicker scheint das Pleiten-Pech-und-Pannen-Jahr 2016 eins der ergiebigeren zu sein. Doch Asül beschränkt sich nicht auf die Verhohnepipelung irrsinniger bis paranormaler Phänomene wie Trump, Oettinger, Erdogan oder Boris Johnson. Alles dankbare Flops, aber für eine ausgiebige Bloßstellung doch zu naheliegend. Neben den vom Publikum mit wohligem Stöhnen empfangenen Großkomplexen Merkel und die CSU, Flüchtlings-Tombola, Brexit, Böhmermann hat das Trüffelschwein Asül ein paar herrliche Kuriosa aus dem Archiv gefischt. Vom spanischen Beamten, der sechs Jahre nicht zum Dienst erschien, trotzdem Gehalt bekam und erst aufflog, als er für langjährige Betriebszugehörigkeit geehrt werden sollte. Von der Teilzeitlehrerin, die wie eine Vollzeitkraft entlohnt wurde und nichts davon gemerkt haben will. Oder die durch und durch wahre Geschichte mit den Eidechsen.
Und jetzt die frohe Botschaft: Gibt man Django Asül ein so durchgeknalltes Jahr in die Hand, ist es schon nach hundert Minuten rum und man hat sogar noch einmal Spaß damit gehabt.