Kurzkritik:Fades Spiel

Verdis "Maskenball" in der Oper überzeugt nur musikalisch

Von Andreas Pernpeintner

Froh muss man sein, dass einem in der Inszenierung von Verdis "Maskenball" im Nationaltheater wenigstens ein maskenloser Ball gegönnt wird. Verwundert hätte es nicht, wenn es auch bei der Ballszene nur reduziert Statisches gegeben hätte, integriert in das ästhetische Bühnenbild aus Doppelbett, weitgeschwungener Treppe und deren seitenverkehrtem Pendant kopfüber an der Decke. Insgesamt ist diese Inszenierung sehr fad. Ob man wenige Tage nach dem Münchner Amoklauf den Knall einer Bühnenpistole bei der Ermordung des Grafen Riccardo hören und zuvor riesige Zeitlupenprojektionen von feuernden Pistolen und fliegenden Projektilen wie aus einem 007-Filmvorspann sehen will, sei dahingestellt - ohne Mord kein "Maskenball".

Besser, man begreift diese Aufführung als Konzert, denn als solches ist der Abend hocherfreulich. Das liegt am Staatsorchester, das Verdis Musik plastisch, präzise und häufig mit hübscher Rasanz darbietet. Das liegt am Dirigenten Daniele Callegari, der die entsprechenden Vorgaben macht und die teilweise riesige Besetzung aus Solisten, Chor und Orchester einige Male beherzt zusammenzwingt. Vor allem aber sind hier die Solisten zu nennen: Sofia Fomina gibt einen frischen Diener Oscar, Okka von der Damerau mit ihrer vollen und mitunter bewundernswert tieftönenden Stimme eine elegante Wahrsagerin Ulrica, die ebenso anmutig wie düster und abgründig geheimnisvoll erscheint. Franco Vassallo füllt die Rolle des Grafenfreundes und - später - Grafenmörders Renato energisch aus und überzeugt besonders von dem Moment an, da er zum Rächer mutiert.

Allenfalls Piotr Beczala als charmanter Riccardo, der selbst Morddrohungen weglächelt, glänzt mit seinem makellosen Tenor sängerisch noch mehr. Fehlte nur noch der Satz, dass Anja Harteros als Amelia noch einen drauf setzt - wie so oft. Wegen ihres verhaltenen ersten Aktes kann man das nicht schreiben. Doch nach der Pause singt sie mit bewegendem Ausdruck und agiert schauspielerisch beredter als die anderen. Das ist bei dieser Inszenierung sehr wohltuend.

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