Kurzkritik:Exotisch und cool

Nathan Laube eröffnet den Münchner Orgelherbst

Von Klaus P. Richter

Wenn die Blasmusik auf dem Oktoberfest verstummt, dann fängt eine andere an: die Orgel in St. Michael. Denn die Orgel ist ja auch nichts anderes als eine Art Blasinstrument. Natürlich viel edler und raffinierter: Der Münchner Orgelherbst, den Peter Kofler dort von 2. bis 16. Oktober veranstaltet, führt es wieder exemplarisch mit einer illustren Reihe von Interpreten vor. Gleich das erste Konzert definierte illuster als exotisch, denn der junge Nathan Laube von der Eastman School of Music in Rochester, New York, servierte als Appetizer Sergei Rachmaninow. Die Transkription seines G-Moll-Prélude verband einen ostinaten "Alla marcia"-Puls mit dem bekannten Rachmaninow-Aroma und war so ein perfekter Auftakt zu einem tief spätromantischen Programm. Dort gab es eine weitere Transkription, Mendelssohns "Variations sérieus" op. 54, mit ausgefeilten Registrierkünsten auf der Rieger-Orgel, ein "Lullaby" aus einer Suite von Calvin Hampton (1938-84), eine bis zum Epilog etwas abstrakte "Pastorale" von Jean Roger-Ducasse und schließlich ein fulminantes Finale mit Max Regers Fantasie und Fuge über BACH.

Hier vor allem konnte man den virtuosen Amerikaner bewundern, denn - besondere Attraktion der Konzerte - seine "Arbeit" wird per Videoleinwand auch optisch in den Kirchenraum übertragen: mühelos, souverän und immer cool. Deshalb geriet die BACH-Fuge im spätromantischen Highlight in ihren lyrischen Episoden auch etwas zu entspannt.

Exotisch wird es weitergehen: mit barocker Soloharfe (Margret Köll), der Organistin Shin-Young Lee aus Südkorea und französischer Orgelmusik, Bach-Kantaten mit "Singer Pur" und L'Accademia Giocosa unter Frank Höndgen und Christine Schornsheim auf dem Hammerklavier. Kofler selbst wird aus Bachs komplexer "Clavierübung III", der "Orgelmesse", spielen und der Pariser Organist, Komponist und Thierry Esaich wird "französisch" musizieren und improvisieren.

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