Kurzkritik:Ein feiner Clinch

Der Widerspenstigen Zähmung

Gezähmt: Rainer Haustein und Maria Magdalena Rabl.

(Foto: Hilda Lobinger)

"Der Widerspenstigen Zähmung" in Pasing

Von Egbert Tholl

Von allen Stücken Shakespeares ist dieses eines der seltsamsten. Zumindest wenn man versucht, "Der Widerspenstigen Zähmung" ein wenig ernst zu nehmen und nicht eine - oft sehr lustige - Klamotte daraus macht. Andreas Seyferth hat in den 30 Jahren, die er das Theater Viel Lärm um Nichts in der Pasinger Fabrik leitet, 15 Shakespeares gemacht. Der Mann hat einen eigenen Zugriff auf dessen Stücke, und das spürt man nun auch wieder, bei eben "Der Widerspenstigen Zähmung".

Natürlich geht es bei ihm auch lustig zu, dafür sorgen Timo Alexander Wenzel in diversen Rollen verschiedener Lakaien und die beiden durchgeknallten Freier Alexander Wagner und Mario Linder, von denen vor allem Wagner einen fantastischen Instinkt für Präzision, Nuancen und kontrollierte Wirkung hat. Aber was die eigentliche Zähmung angeht, ist Seyferth sehr skeptisch gegenüber jeglicher Knallchargen-Komik. Eher hat man das Gefühl, hier treffen mit Maria Magdalena Rabl und Rainer Haustein zwei Menschen aufeinander, die wie gemacht scheinen, einander zu lieben und zu retten aus den Neurosen, in denen sie hausen. Hausteins Petruchio hat etwas von einem niederbayerischen Viehhändler, er ist ein dampfender Lackl, ein wüster Kerl - und bipolar. Zärtlichkeit und Rumpelei liegen bei ihm nah beieinander. Hingegen wirkt der Furor von Rabls Käthchen immer wie ein raues Schutzschild, eine Protofeministin im Hause eines aasigen Patriarchen, der seine beiden Töchter gewinnbringend verscherbeln will.

Auch wenn die Premiere ein bisschen unter der Katatonie der Aufregung leidet: Es ist eine schöne Aufführung, bei der man allen sehr gern zuhört und die gut ausschaut, mit viel Raum und der Imitation der Illusionskunst italienischer Renaissance-Architektur.

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