Kurzkritik:Dunkler Glanz

Gergiev und die Philharmoniker überzeugen mit Rachmaninow

Von Harald Eggebrecht

Auch wenn das Experiment einer Neuaufstellung des Orchesters in der Philharmonie den Klang mehr zerklüftet erscheinen lässt, unter anderem wegen seltsamer Nachbarschaften - etwa die Pauke neben den ersten Geigen oder die Kontrabässe aufgereiht hinter den Bläsern - und dem sehr breit auseinander gezogenen Ensemble, wurde die Aufführung von Sergei Rachmaninows letztem Werk, den "Symphonischen Tänzen" zum dunkel leuchtenden Ereignis orchestraler Virtuosität und klanglicher Prachtentfaltung. Valery Gergiev leitete seine Philharmoniker mit jener Eindringlichkeit, die sich auf die Musiker unmittelbar übertrug und am Ende auch das bis dahin seltsam müde Montagspublikum mitriss. Diese späte Musik zeigt Rachmaninow nicht mehr als melodiös-spätromantischen Nostalgiker wie in den ersten drei Klavierkonzerten, sondern als raffinierten Instrumentationsmeister, der seine musikalischen Fantasiegebilde geisterhaft in rasch wechselndem Klangkaleidoskop vorüberziehen lässt.

Zuvor hatte Janine Jansen Karol Szymanowskis ingeniöses 1. Violinkonzert hoch engagiert dargeboten. Dennoch blieben ihr die erotische Fiebrigkeit, das verführerische Gleißen und die in tausend Farben schillernde Hitze dieser Musik etwas fern. So erging es auch Valery Gergiev und dem Orchester, es klang mehr wie impressionistischer Schostakowitsch. Dabei erinnert der Szymanowski dieser Zeit in manchem an den frühen Olivier Messiaen. Sergei Prokofjews "Symphonie classique" eröffnete diesen in jeder Hinsicht abwechslungsreichen Abend.

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