Kurzkritik:Drei statt 270

"Opa übt" - ein Experiment an den Kammerspielen

Von Christina Prasuhn

Zu einer Oper gehören Sänger, ein Orchester und ein Dirigent, außerdem ein Chor, Kostüme und Bühnenbild. Für die Monumentaloper "Lanzelot" von Paul Dessau und Heiner Müller aus dem Jahr 1969 sind unter normalen Umständen 270 Mitwirkende erforderlich. Auf die naheliegende Frage, ob das Werk auch mit einer kleineren Besetzung aufgeführt werden könnte, gibt das Theaterkollektiv Fux, bestehend aus Stephan Dorn, Falk Rößler und Nele Stuhler, eine nicht ganz so naheliegende Antwort.

In ihrer Inszenierung "Opa übt", die als Gastspiel in der Kammer 2 (Spielhalle) der Münchner Kammerspiele gezeigt wird, hat die im Jahr 2011 in Gießen gegründete Gruppe die Besetzung der Oper auf nur drei Personen - und zahlreiche technische Hilfsmittel - reduziert. Es ist eine interessante Idee, in diesem "ambitionierten Opernprojekt" das Werk so auseinanderzunehmen und wieder neu zusammenzusetzen, dass nur noch das Wesentliche übrig bleibt. Musikalisch sind die drei Performer durchaus beeindruckend - am Anfang spielen sie Saxofon, Keyboard und Schlagzeug, später dann die elektronischen Varianten der Instrumente. Als Sänger kann man sie dagegen eher nicht bezeichnen, aber darum geht es wohl auch nicht.

Mit bemerkenswerter Ausdauer arbeiten sich die drei durch das Libretto, zerpflücken es in seine Einzelteile und setzen es wieder neu zusammen. "Üben, das Üben zu üben" heißt die Devise; und zum Üben gehört auch endloses rhythmisches Zählen in immer neuen Variationen. Das ist am Anfang amüsant, wird aber schnell langweilig und ermüdend. Um die Zuschauer trotzdem wach zu halten, gibt es einige seltsame Choreografien, einen schnellen Vortrag der Geschichte von Lanzelot und dem Drachen, gezielte Reizüberflutung mit zahlreichen Projektionen und zum Schluss ein paar riesige Spielfiguren auf der Bühne. Was das alles mit einer Oper zu tun haben soll, bleibt offen.

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