Kurzkritik:Der Schulz-Effekthascher

Der Volks-DJ mit neuem Album in der Olympiahalle

Von Stefan Sommer

Ein Mann und seine Kopfhörer im Sonnenuntergang: Der DJ und Produzent Robin Schulz steht auf der Bühne der Olympiahalle vor einer gigantischen Videowand, die eine Diashow Deutschlands emotionalster Bildschirmschoner zeigt. Im typischen, schulz'schen Kostüm aus Sonnenbrille und umgedrehter Baseball-Mütze spielt er vor tropischen Stränden, nächtlichen Skylines und Gewitterwolken ein Vollgas-Set seiner Radio-Hits. Mit dem neuen Album "Uncovered" ist Schulz, der mit zwölf Millionen verkauften Alben zu den erfolgreichsten deutschen Popkünstlern zählt, momentan auf Tour durch die größten Hallen der Republik.

2014 hatte er auf der Video-Plattform Youtube - so der Mythos - zufällig den Song "Waves" des holländischen Singer-Songwriters Mr. Probz entdeckt. Er unterlegte das unscheinbare Stück auf seinem Laptop mit einem wummernden "Four To The Floor"-Beat, eine Stunde später war ein Welthit entstanden. Schulz hatte in seinem Wohnzimmer Deep-House neu erfunden. "Waves" wurde zum Bauplan für Charts-taugliche Remixe einer neuen DJ-Generation: Kollegen wie Gestört aber Geil oder Felix Jaehn füllen jetzt Fußballstadien, Alle Farben ließ Schulz in seinem Vorprogramm auflegen. Jener poppige, aufdringlich-fröhliche House-Entwurf dient seit 2015 zur musikalischen Untermalung von Sommerfesten der Steuerberater-Innung. Dennoch: Mit der Nachfolge-Single "Prayer in C" landete der DJ aus Osnabrück in 17 Ländern auf Platz eins - das haben weder Rammstein noch Helene Fischer je geschafft. Die Gute-Laune-Stampfer wie "Sugar" sind dann auch die Höhepunkte seines überraschungsarmen Auftritts. Mit Live-Performances, Feuer-Bällen, Konfetti-Kanonen und Nebel-Fontänen inszeniert Schulz in der Olympiahalle die große Deep-House-Show, wie es die Köpfe der Szene Steve Aoki oder David Guetta seit Jahren in Las Vegas oder auf Ibiza tun.

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