Es hatte etwas Triumphales, wie Thomas Mars da am Ende über dem Publikum thronte, während sich seine Band mit gewaltiger Verve durch eine Reprise von "Ti Amo", dem Titelstück des neuen Phoenix-Albums, spielte. Irgendjemand schien dem Sänger, der gerade noch unzählige "Thank Yous" flötend durch die Tonhalle spaziert war, seine Schultern bereit gestellt zu haben. Wie ein Dirigent stand er nun da oben, die Beine leicht angewinkelt, einen Becher Bier in der einen, das Mikro in der anderen Hand, und erntete die Früchte dieses herrlich eskapistischen Abends jenseits von Wahl und Wiesn.
Dabei schien dieser nicht zwingend für Triumphe angetan. Hatte das Quartett aus Versailles nach dem recht mauen "Bankrupt!" doch mit "Ti Amo" abermals ein Album vorgelegt, dem es bei aller synth-poppigen Leichtigkeit und Zitatkompetenz zwischen Seventies-Softrock und Italo-Disco ein wenig an jenen Hits und Hooks mangelt, die Phoenix auf ihren ersten vier Alben abgeliefert hatten. Dass der Abend dennoch ein großer wurde, darf man daher der Cleverness einer Band zurechnen, die nur zu gut um die Wirkung ihres grandios griffigen Meisterwerks "Wolfgang Amadeus Phoenix" weiß, dessen eher gitarrenlastige Stücke sie inklusive der erhebenden Instrumental-Komposition "Love Like A Sunset" fast in Gänze zu Gehör brachte und mit Klassikern wie "If I Ever Feel Better" (das sie per Medley in den "Funky Squaredance" münden ließ) und der Handvoll schmissiger neuer Songs wie "J-Boy" oder eben "Ti Amo" ergänzte.
Live durch einen Keyboarder und eine Naturgewalt von einem Drummer zum Sextett erweitert, trotzten die per überdimensionalem Wandspiegel verdoppelten Franzosen dabei übrigens auch einem Sound, der jede Bass-Grundierung zum Klangbrei mutieren ließ, weshalb man diesen immens engagierten Auftritt kaum hoch genug hängen kann. Um es also kurz und mit einem Phoenix-Song zu sagen: Das war großes, brillant forciertes "Entertainment". Chapeau dafür!