Kurzkritik:Charmante Akkuratesse

Ex-"Go-Betweens"-Kopf Robert Forster im Hansa 39

Von Martin Pfnür

Manchmal sind es die kleinen Gesten, in denen sich Meisterschaft eines Musikers widerspiegelt. Als Robert Forster etwa pünktlich und allein die Bühne im vollen Hansa 39 betrat und zur akustischen Gitarre griff, fiel sein Blick erst mal auf den geöffneten Seitenvorhang, den der Sechzigjährige im feinen Zwirn direkt ansteuerte und sorgfältig schloss, um gleich darauf das Publikum im Stile eines Gentleman zu begrüßen. "Thrilled", also außer sich vor Freude sei er, erstmals auch solo in München zu spielen, sagte Forster. Dann legte er los.

Es ist eben diese feine Form der Akkuratesse, die auch die Musik des Australiers seit jeher auszeichnet - im Hinblick auf die griffigen Melodien ebenso wie in Sachen Storytelling. Zum einen natürlich jene der unter Kennern heiß geliebten und doch nie wirklich erfolgreichen Indie-Pop-Band The Go-Betweens, deren Kern er als Frontmann mit dem 2006 verstorbenen Grant McLennan bildete. Im Zuge der zwischenzeitlichen Auflösung und des Endes der Go-Betweens aber auch jene des Solisten Forster, der zuletzt mit dem Album "Songs to Play" als Singer-Songwriter überzeugte. Entsprechend weit gestreut geriet denn auch dieser tolle Auftritt, den der für eine Weile bei Regensburg Beheimatete mit zahlreichen Song-Anekdoten anreicherte. Kongenial unterstützt von seiner deutschen Ehefrau Karin Bäumler an der Violine, ging es da im Zick-Zack-Kurs durch die Jahre. Von uralten Go-Betweens-Songs wie "Bow Down", das die beiden auf umwerfende Weise aus seiner Achtzigerjahre-Ästhetik lösten, über die rasende Dynamik von "Here Comes a City", dessen Lyrics Robert Forster zufolge von einer Zugfahrt von Regensburg nach Frankfurt inspiriert sind, bis hin zu Solo-Stücken wie "Songwriters on the Run", das vom Gefängnis-Ausbruch zweier Singer-Songwriter "Typ Kris Kristofferson" erzählt. Kein Zweifel, poetischer und anrührender als hier hat sicherlich schon lange niemand mehr musikalisch zurückgeblickt. Charmanter schon gar nicht.

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