Die erstaunliche Dichte hoffnungsvoller Cellotalente hält an: so sind etwa den Julian Steckel, Gabriel Schwabe, István Várdai, Valentin Radutiu, Alexej Stadler und anderen nun beispielsweise die Franzosen Edgar Moreau, Aurélien Pascal, der Rumäne Andrei Ioniţă oder der 1992 in Bregenz geborene, aus einer persischen Musikerfamilie stammende Kian Soltani wohl auf den Fersen. Soltani trat mit dem österreichischen Klavier-Jungstar Aaron Pilsan im Herkulessaal auf und spielte Werke von Robert Schumann, Ludwig van Beethoven und Dmitri Schostakowitsch.
Vielleicht war der Beginn gleich das Schönste, denn wie Soltani hier zart und inständig zugleich, gespannt und doch jederzeit frei der eigenen Kantilene zuhörte, die er in Schumanns Adagio bezwingend auszog, das zeugte von Sentiment, nicht Sentimentalität, von Geschmack, nicht Effekt und von einer Tonbildung von auffallender Schlackenlosigkeit. Pilsan korrespondierte aufs Beste, weil er nicht einfach begleitete, sondern selbst gestaltete und ausformulierte. Beethovens melodiöse, dabei raffinierten rhythmischen Witz entfaltende A-Dur-Sonate op. 69 präsentierten die Jungmänner mit Schmiss, Schwung und einem gehörigen Maß an Furor. Wieder überzeugte Soltani sehr im kurzen Adagio cantabile durch die Fähigkeit, Ruhe herzustellen, wirklich ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Schostakowitschs Cellosonate von 1934 spielt mit Masken: Es fängt vordergründig gesanglich an, bald aber wird es fahler, doppelbödiger. Der zweite Satz tobt mechanistisch dahin, von Soltani und Pilsan etwas zu rasch genommen, so dass der klangliche und rhythmische Sarkasmus nicht in aller Schärfe herauskam. Das Largo boten beide mit weit ausholendem Gestus, das Finale prägnant und pointensicher. Zum Dank für großen Beifall zwei Zugaben, die bestachen: Thomas Demengas Straßenlärmscherz "New York Honk" und eine nobel ausgesungene Schubert-Lied-Bearbeitung.