Kurzkritik:Beglückend

Kit Armstrong im Prinzregententheater

Von Klaus Kalchschmid

Die Zeit scheint stillzustehen, wenn Kit Armstrong bei der Matinee im Prinzregententheater mitten im Presto-Finale des Klavierkonzerts KV 271 plötzlich innehält und, anfangs nur von den Streichern der Münchner Philharmoniker pizzicato oder "mit Dämpfer" begleitet, "cantabile" ein traumverlorenes Menuett anstimmt. Dank Mozart und seines kongenialen Interpreten entsteht ein kleines Wunder, das sich schon während des ganzen Es-Dur-Konzerts andeutete, das einer Schülerin namens "Jenamy" gewidmet ist und deshalb diesen Beinamen trägt.

Der 24-jährige Kit Armstrong sieht zwar immer noch aus wie 14, spielt aber mit der Verve und Wachheit, dem herben Charme und der Kraft eines jungen Man-nes. Intensiv und fast überdeutlich klingt das manchmal, dann wieder mirakulös leise und verhalten. Immer aber gelingen Artikulation, Phrasierung und Gewichtung von linker und rechter Hand ganz selbstverständlich, von seinen fein vibrierenden Trillern ganz abgesehen.

Das Kammerorchester der Münchner Philharmoniker mit seinem Konzertmeister Lorenz Nasturica-Herschcowici nahm die Impulse wie selbstverständlich auf, setzte sie fort und atmete dabei immer im gleichen Takt mit dem Solisten. Das war auch im D-Dur-Konzert Hob. XVIII:11 von Joseph so, nur dass hier in den Ecksätzen noch größere Leichtigkeit und noch mehr Esprit gefordert - und eingelöst - war. Vor allem die knalligen Effekte des "Rondo all'Ungarese" mit seiner, wie der Name sagt, zündenden "ungarischen" Melodik, die hier freilich kroatischer Provenienz ist, kosteten Armstrong und das Orchester lustvoll aus.

Wie das Konzert mit der dreisätzigen "Salzburger Symphonie" F-Dur KV 138 für Streicher des 16-jährigen Mozart eröffnete, ging dem Klavierkonzert Haydns eine von dessen "kleinen", weil ebenfalls nur dreiteiligen Symphonien voraus. Die Nr. 26 in d-Moll ist dennoch ein geistsprühendes Werk, dessen Oboen-Solo im langsamen Satz in seiner schwebenden Ausdrucksdichte genauso beglückt, wie die launigen Eskapaden der Solo-Geige im Trio des abschließenden Menuetts zum Schmunzeln einladen, zumal wenn sie Nasturica-Herschcowici so locker perlen und parlieren lässt.

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