Kurzkritik:Alte Schule

Jansons und das BR-Symhonieorchester

Von Andreas Pernpeintner

Das sind die modernen, von den Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis geprägten Zeiten: Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks setzt sich in voller Mannschaftsstärke auf das Podium des Herkulessaals, spielt unter der Leitung seines Chefs Mariss Jansons eine lebendige Beethoven'sche "Eroica" - und man fragt sich, ob dieser opulente Überwältigungsklang nicht zu viel der Fülle ist. Es will einem so erscheinen, dabei spielt das Orchester mit hoher Qualität, gerät allenfalls im Trauermarsch aus dem präzisen Tritt und lässt sich von Jansons kräftige Klangeffekte verordnen. Das ist gut, spannend - und alte Schule.

Rossinis "Guillaume Tell"-Ouvertüre zu Beginn des Abends war phasenweise nicht weniger wuchtig. Aber wenn die Posaunen beim Gewittersturm einen so furiosen Kaltstart hinlegen, soll es ja ordentlich tosen. Außerdem gelingen die leisen Passagen nicht minder überzeugend. Der Beginn der Ouvertüre mit den solistisch besetzten Violoncelli zum Beispiel erklingt herrlich intim.

Das zentrale Ereignis ist jedoch Prokofjews erstes Violinkonzert mit Frank Peter Zimmermann. In ihrer oft kräftigen Rhythmik ist diese Musik nicht immer unmittelbar herzerwärmend. Doch wie griffig Zimmermann seinen Vortrag konturiert, wie energisch und herb er spielt, ohne je zu trocken oder gar brachial zu werden, das ist große Kunst. Wunderbar sind als Kontrast seine Melodielinien, die kühl wirken, aber innig ausgesungen sind. Sogar noch intensiver beleuchtet Zimmermann die Doppelgriffe des Finalsatzes.

An solchen mangelt es dann auch in der Zugabe nicht: Rachmaninows Klavier-Prelude in g-Moll op. 23/5, für Geige bearbeitet. Zwar sind Zimmermanns Trillerfertigkeiten nicht das geeignete Mittel, um den lyrischen Mittelteil auf der Geige wirklich klangschön abzubilden, doch die virtuosen Repetitionen der beiden einrahmenden Abschnitte glücken hervorragend.

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