Gerechtigkeit, die gibt es nicht, das gilt auch für die Popwelt. Manche bekommen ihren als Musik getarnten, seelenlosen Müll mit Platin oder Gold veredelt, während sich andere jahrelang die Finger blutig spielen oder die Kehle wund schreien. Und obwohl sie durchgehend gute Alben machen und auf der Bühne alles geben, werden sie nur von wenigen oder erst spät erhört. Zur zweiten Kategorie gehört auch der aus North Carolina stammende Lee Fields. Der stand als Soulsänger bereits Ende der 1960er auf der Bühne, hat Ende der 70er sein erstes Album veröffentlicht, dann kam über zehn Jahre erst mal nichts und seit Ende der 90er veröffentlicht er kontinuierlich erstklassige Soul-Alben.
Im dann doch ausverkauften Ampere war Fields nun mit seinem neuen Album "A Special Night" zu erleben, zusammen mit seiner Begleitband The Expressions, die sich aus Mitgliedern der Dap Kings, der Budos Band und des Antibalas Afrobeats Orchestra rekrutieren. Die bereiten zu sechst mit groovigen Basslinien, funkigen Bläsern und bluesigen Keyboard-Akkorden das passende Fundament für die an James Brown und Al Green erinnernde Stimme von Lee Fields, dem man schon früh den Spitznamen Little JB gab. Im blauen Anzug gibt der 65-Jährige den stilvollen Crooner, heizt mit sich steigernden Pirouetten inklusive Ausfallschritt dem Publikum immer mehr ein, oder gibt den Singspiel-Animateur. Neben gefühlvollen Balladen wie "Work To Do" gibt es funkige Uptempo-Songs wie "My World". Stücke, die allesamt von Fields letzten vier Alben stammen, etwa "Emma Jean", das Dan Auerbach von The Black Keys produziert hat. Auch das vielleicht ein Zeichen dafür, dass der Soulman der alten Schule nun doch noch die verdiente Anerkennung findet. Den lauten Jubel im Ampere gibt Fields mit Handshakes und "I love you"-Ausrufen zurück und mit einer sich auf zehn Minuten hochschaukelnden Version von "Honey Dove" als Zugabe.