Kurzkritik:Agiles Musizieren

Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn im Herkulessaal

Von Andreas Pernpeintner

Es ist eine Lust, dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn bei seinem Konzert im Herkulessaal zuzuhören. Schon bei Mendelssohns eröffnender Symphonie für Streichorchester Nr. 10 in h-Moll zeigen sich die überzeugenden Grundmerkmale dieses Ensembles: ein agiles Musizieren, das Esprit mit klaren, fasslichen Konturen und obendrein einem für ein Kammerorchester in dieser Intensität nicht selbstverständlichen warmen Klang kombiniert. Der entsteht auch dadurch, dass die mittleren und tiefen Streicher gut präsent sind. Die kurze, dreiteilige Streichersymphonie gelingt auf diese Weise hervorragend. Und sogar noch akkurater klingt nach der Pause Mendelssohns vierte Symphonie, die "Italienische".

Der beredt anführende Dirigent Ruben Gazarian geht das bekannte Werk mit merklicher Freude an der Geschwindigkeit an. So eilt die Symphonie frisch und kräftig dahin, ist aber nie zu drängend gespielt, sondern so, dass noch genügend Zeit für ausdifferenzierte Dynamik bleibt. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil dieses Orchester alles mit größter Präzision umsetzt. Die kommt natürlich auch dem Streicher-Staccato im Andante con moto und der in der Koordination anspruchsvollen, feingliedrigen Rhythmik des Finalsatzes zugute. Zwischendurch blasen die Hörner im ernsteren dritten Satz, con moto moderato, herrlich klar intoniert.

Die Solistin des Abends ist die junge georgische Pianistin Mariam Batsashvili. Ihre Darbietung von Mozarts A-Dur-Klavierkonzert KV 488 vor der Pause ist bemerkenswert, denn Batsashvili stellt ihre Interpretation ganz in den Dienst des homogenen Zusammenspiels mit dem Orchester. Das hat viel Wunderbares, insbesondere bringt ihre Spielweise einen sehr natürlichen, unprätentiös perlenden und gut zur Wiener Klassik passenden Klavierton mit sich, der neben der filigranen Anschlagbeherrschung auch von einer exakten und sehr regen Pedalbehandlung herrührt.

Dieser Ton trägt Batsashvili durch die raschen Sätze und lässt einen auch dann noch an die Klangschönheit glauben, wenn Mariam Batsashvilis Mimik zwischendurch arg furchteinflößend aussieht. Nur dem Mittelsatz, den Batsashvili - bei aller legitimer Schlichtheit - wohl eine Spur zu defensiv spielt, fehlt mitunter die interpretatorische Intensität. Mit ihrer Zugabe, einem Menuett von Paderewski, das weitgehend ein süffiger Konzertwalzer ist, macht die Pianistin das aber recht schnell vergessen.

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