Google-Street-View: "Nine Eyes":Google und wie es die Welt sah

Als das Google-Street-View-Auto kam, saßen weltweit beileibe nicht alle Menschen brav in ihren Häusern. Manche exponierten sich. Künstler Jon Rafman hat ihre Bilder gesammelt.

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(Foto: N/A)

Schlafende Clowns und brennende Autos: Der Künstler Jon Rafman hat sich mit Google Street View durch die Kontinente geklickt - und per Screenshot besondere Momente festgehalten. Vor ein paar Monaten schrieb ein deutsches Magazin, dass dank Google Street View bald alle Amerikaner, die sich - zur Vorbereitung einer Reise - virtuell schon einmal Berlin anschauen wollten, nur Stinkefinger sähen. Nicht alle fotografierten Bürger waren angetan von dem Auto mit der Kamera auf dem Dach, das in den vergangen Jahren durch die deutschen Großstädte fuhr, um Häuser, Straßen und damit natürlich auch Menschen zu fotografieren. Text: Angelika Hild/sueddeutsche.de/kar/bgr Alle Bilder aus: http://9eyes.tumblr.com/

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(Foto: google)

Und während also unendlich diskutiert wurde, über Datenschutz und Persönlichkeitsrechte, über öffentlichen Raum und Privatsphäre, hat der Kanadier Jon Rafman die Bilder des Internet-Dienstes ganz anders interpretiert: als Kunst. Rafman hat Screenshots von Aufnahmen des Internet-Dienstes gesammelt, der in anderen Ländern schon viel länger zugänglich ist. Seine Bilder werden im Rahmen des Projekts "Free" derzeit im New Museum in New York gezeigt.

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(Foto: google)

Nine Eyes nennt Rafman seine Ausstellung und spielt damit auf die neun Kameras an, die auf den Google-Street-View-Fahrzeugen montiert waren. Bevor der Dienst online ging, fuhren die Autos in der ganzen Welt Straßen einzeln ab und fotografierten automatisch in alle Richtungen. Hinterher entstanden aus den Aufnahmen die Panoramabilder.

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(Foto: google)

Die Bilder bestechen vor allem durch ihre Spontanität - viele Menschen, die von Google Street View fotografiert wurden, haben es gar nicht bemerkt. Meist ...

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(Foto: google)

... zeigen die Fotos Alltagssituationen ...

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(Foto: google)

... und weniger alltägliche Situationen - wohl vor allem dann, wenn einer doch schon auf das Auto gewartet hat. Aber auch ohne entblößte Hintern sind ...

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(Foto: google)

... durch die zufällige Auswahl des fotografierten Moments viele lustige, skurrile oder traurige Bilder entstanden.

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(Foto: google)

Seit einem Jahr klickt sich Jon Rafman, der in Montréal lebt, durch die Google-Welt. Der Künstler selbt erklärt sein Interesse an den Bildern des Internet-Dienstes so: "Die von Google aufgenommene Welt erscheint wahrer und transparenter", ...

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... durch die unparteiischen Aufnnahmen der Google-Kameras erhielten die Bilder ein besonderes Gewicht.

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(Foto: google)

Die Bilder im Dienst von Google-Street-View sind Bilder aus einer schon längst vergangenen Zeit. Oft liegen die Aufnahmen bereits Jahre zurück, immer wieder trifft man auf Ansichten von Gebäuden, die gar nicht mehr stehen, oder auf freie Flächen, die inzwischen längst bebaut worden sind. Fast ein wenig melancholisch stimmen Rafmans Bilder angesichts der längst vergangenen Zeit, die nun jahrelang der ganzen Welt zugänglich gemacht wird. Die Bilder stehen in einem seltsamen Spanungsverhältnis von Raum und Zeit, ...

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(Foto: google)

... erwecken sie doch die Illusion der Gleichzeitigkeit - obwohl sie zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen wurden.

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(Foto: google)

Zwar hat Rafman die Bilder des Dienstes zur Kunst erhoben, trotzdem sieht er Street View durchaus auch kritisch. Google präsentiere ein Universum, das von einem unbeteiligten, nicht greifbaren Wesen beobachtet werde. "Was Google betrifft, könnte die Welt also frei von jeglicher moralischer Dimension sein", so Rafman. Was Rafman als Kritik formuliert, ...

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(Foto: google)

... ist andererseits aber auch genau das, was den Reiz der Aufnahmen ausmacht. Die Google-Fotos bewerten die Welt nicht, sie bilden sie lediglich ab. Die Street-View-Fotografie ...

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(Foto: google)

... kennt demnach keine Gefühle, Einstellungen oder künstlerische Ansätze, die einen menschlichen Fotografen bei seinen Aufnahmen leiten würden. 

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(Foto: google)

Es sei für ihn verführerisch gewesen, erklärt Rafman, die Bilder als besonders gelungene Darstellung der Realität zu sehen. Schließlich seien sie eine Art dokumentarische Fotografie - jeglichem sozialem Kontext, jeglichen kulturellen Absichten entrissen.

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(Foto: google)

Interessant für Rafman ist, dass die Methode des Fotografierens nicht die Tendenz der Menschen aufhebe, eine Intention in den Bildern zu suchen - und tatsächlich ...

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(Foto: google)

... deutet der Betrachter unweigerlich auch Aufnahmen aus dem Dienst von Google-Street-View - obwohl sie eben gerade nicht geschossen wurden, um interpretiert zu werden.

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(Foto: google)

Jon Rafman ist eine Zusammenstellung wunderbarer, trauriger, oft komischer Bilder gelungen, die ...

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(Foto: google)

... viel erzählen, obwohl sie eigentlich nur zeigen wollen. Und zu guter Letzt wirft die Sammlung einen neuen Blick auf die Debatte um verschleierte Häuser:

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(Foto: google)

Wäre es doch bei jedem dieser Bilder irgendwie schade gewesen, wenn jemand eine Pixelwolke darüber gelegt hätte.

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