Kunsthandel:München steigert sich rein

Eine ganze Woche mit Messen und Auktionen

Von Susanne Hermanski

Parallel zu den vier großen Kunstmessen - angefangen mit der "Highlights", die an diesem Dienstag startete - laufen sich in München derzeit auch die großen Auktionshäuser warm. Neben alteingesessenen Häusern wie Karl & Faber und Ketterer tummelt sich hier seit 2016 noch relativ frisch auf dem Markt "Artcurial". Dabei handelt es sich um die erste deutsche Filiale eines fröhlich expandierenden französischen Unternehmens. In München hat es seinen Sitz in der Galeriestraße, gleich neben den Mitbewerbern vom Dorotheum und einmal um die Ecke von Sotheby's.

Für die Briten und den Münchner Sotheby's-Chef Heinrich Graf von Spreti hat der heute 35-jährige Direktor von Artcurial Deutschland, Moritz von der Heydte, selbst jahrelang gearbeitet. Am Odeons-platz erst als Praktikant, nach dem Jurastudium dann in London. Von der Heydte kommt aus der Gegend um Landshut und ist - noblesse oblige - schon familiär bedingt gut vernetzt. Auch deshalb hat er im Portfolio für die Herbstauktion seines Hauses nun ein eher kleines Werk zu bieten, das zeigt, wie es gehen kann in der Welt des Handelns mit Alter Kunst.

Moritz von der Heydte wurde eigentlich zur Begutachtung eines Barocktisches und einer antiken Uhr aufs Land in den Haushalt eines bayerischen Adelsfamilie gerufen, als ihm etwas ganz anderes ins Auge fiel: ein relativ kleines Gemälde, das den heiligen Josef mit dem Jesuskind zeigt. Mit dem unmaßgeblichen Blick des Laien betrachtet, würde einem vielleicht zuerst das wenig überzeugende linke Füßchen des Kindleins in Auge stechen. Von der Heydte aber, der von sich selbst sagt "ich bin gar kein Experte für Gemälde dieser Epoche" witterte einen relevanten Fund und schickte sogleich ein Handyfoto des Gemäldes an seine Fachleute nach Paris.

Noch ehe er wieder in München war, hatten die Pariser Kollegen schon bestätigt, dass es sich dabei um das Werk eines Malers handelt, das nun nach von der Heydtes Hoffnung das Zeug zum Hit in der Auktion hat. Es handelt sich um einen Tiepolo - nicht Vater, aber immerhin Sohn Giovanni Domenico. Dass der es mit Jesu' Speckfüßen nicht ganz so sehr hatte, muss der Bieterfreude nicht abträglich sein. Ausgestellt ist "Josef mit Kind" nun nebst anderem Altmeisterlichem am 26. und 27. Oktober bei Artcurial.

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