Kunstgeschichte:Launen und höherer Genuss

Als das beste Argument und die geistreichste Beobachtung zählten: In brillanten Essays rekonstruiert Heinz Georg Held "italienische Kunstgespräche der Renaissance".

Von Christine Tauber

Isabella d'Este war eine anstrengende Auftraggeberin: Nur die berühmtesten unter den Künstlern ihrer Zeit waren ihr gut genug, um ihr Studiolo in Mantua auszustatten. Außerdem hatte sie sehr konkrete und eigenwillige Vorstellungen davon, was diese Künstler auf den von ihr bestellten Werken darzustellen hatten. Giovanni Bellini, dem venezianischen Malerstar seiner Zeit, glaubte sie vorschreiben zu können, dass er eine Allegorie der Tugenden und/oder Laster für sie zu malen habe. Doch der vermeintlich sichere Auftrag platzt, weil Bellini sich beharrlich weigert, sich dem Diktat und den Launen einer Halbkennerin künstlerisch zu unterwerfen. Statt des gewünschten allegorischen Gemäldes, das sich in das Programm des Studiolo einfügen sollte, erklärt er sich nur bereit, eine "Geburt Christi" zu liefern. Der Künstler weigert sich, die Vorgaben der invenzione, der Bildidee, seitens der Auftraggeberin zu akzeptieren, weil das der Aufgabe seiner künstlerischen Autonomie gleichkäme.

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