Kunst:Zu nationalistisch 

Der Direktor der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen, gibt seinen Posten vorzeitig auf. In Zeiten "nationalistischer Politik" sei die Wirkungsmächtigkeit von Kunst stark eingeschränkt, sagte er zur Begründung.

Von Catrin Lorch

Der Direktor der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen, gibt seinen Posten vorzeitig auf. "Die Wirkungsmächtigkeit von Kunst ist in Zeiten nationalistischer Politik stark eingeschränkt", sagt Schafhausen, der seinen eigentlich bis zum Jahr 2022 laufenden Vertrag kündigt. Er wird für eine Übergangszeit noch bis zum kommenden Frühjahr auf seinem Posten bleiben.

Auslöser für seine Entscheidung ist die neue österreichische Koalition aus konservativer ÖVP und radikal rechter FPÖ. "Für mich sind hypothetische Gespräche mit Vertretern der Regierung undenkbar", sagt Schafhausen zur SZ. "Die ÖVP ist die Steigbügelhalterin für eine gefährliche Partei. Damit ist für mich persönlich die Grenze überschritten." Die Kunsthalle Wien zeigte unter der Leitung des 1965 geborenen Kurators, der auch schon den Deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig verantwortete, Ausstellungen wie "Politischer Populismus" oder "How To Live Together", die früh auf Themen wie Migration oder postfaktische Kommunikation aufmerksam machten.

Diese Ausrichtung der Kunsthalle sei in Wien zunächst auf Widerstand gestoßen, sagt Schafhausen, der mit seinem Programm allerdings zuletzt sehr hohe Besucherzahlen erzielte. Künftig werde "ein wesentlich offensiverer und stärkerer Rückhalt vonseiten der unabhängigen staatlichen Institutionen und Verwaltungen für Kulturinstitutionen" notwendig sein, "die sich gesellschaftlich und künstlerisch den komplexen Herausforderungen der Zeit stellen". Die "derzeitige nationalistische Politik in Österreich und die europäische Situation" gefährdeten dagegen die Unabhängigkeit der öffentlichen Institutionen.

Nicolaus Schafhausen wird in diesem Jahr unter anderem noch eine Überblicksausstellung des deutschen Konzeptkünstlers Olaf Nicolai kuratieren. Anschließend will er "neue Herausforderungen außerhalb der gängigen Formen von Institutionen" suchen.

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