Kunst von Computern:Wenn Google in die Wolken starrt

Deep Dream

Als wäre "Der Schrei" nicht schon im Original verstörend genug: Google Developer machen in einem Tutorial vor, wie auch Edvard Munchs Gemälde sich verdreamen lässt.

(Foto: Screenshot Youtube/Google Developers)

Googles Algorithmus "Deep Dream" erkennt Muster so gut wie kein Programm zuvor. Die Ergebnisse sind niedlich, gruselig und irritierend.

Von Kathleen Hildebrand

Wovon träumen Computer? Zählen sie zum Einschlafen elektrische Schafe? Können sie malen, zeichnen, dichten? Diese Fragen kamen erneut auf, als Google vor kurzem Bilder veröffentlichte, die viele fasziniert und manche erschreckt haben: Es waren "Traumbilder" seiner Mustererkennungssoftware "Deep Dream". Aber so eindrucksvoll, dass viele den Trend nun auf Twitter verbreiten und dort ähnliche Bilder teilen.

Ein System aus neuronalen Netzen, mit dem Google Fotos sortiert, hat sie erstellt. Diese Netze werden zur Bild- oder Spracherkennung benutzt. Googles Netz wurde entworfen, um Gesichter und Tiere auf Fotos zu erkennen. Damit das funktioniert, "trainiert" man es - man füttert das Netz mit großen Mengen an Bildern, zum Beispiel von Hunden. Zeigt man dem Netz später ein Wimmelbild voller Autos und Menschen, auf dem auch ein Hund zu sehen ist, wird es ihn finden.

Was aber passiert, wenn ein auf Tiererkennung trainiertes Netz ein Bild von Wolken gezeigt bekommt? Es wird auch darauf Fische, Hunde, Vögel und Schweine erkennen. Wie ein Mensch, der in den Wolken vertraute Muster erkennt, "sieht" das neuronale Netz von Google das, was es bereits kennt.

Nachdem Google den Algorithmus veröffentlicht hat, haben ihn Menschen auf der ganzen Welt mit Bildern gefüttert. Auf Twitter zeigen sie jetzt, was dabei herausgekommen ist:

Tiere werden immer weiter vertiert, bis den Schafen auch noch Hunde wachsen:

Regierungssprecher Steffen Seibert möchte man am liebsten ein Leckerli hinwerfen:

Beim Rorschach-Test sieht "Deep Dream" natürlich nur, was er schon kennt:

Dass Friedrich Nietzsche Tiere mochte, weiß man seit seiner Turiner Begegnung mit einem geschundenen Pferd, bei der er vor Mitleid zusammenbrach. Durch den Algorithmus gejagt, sieht man animalische Anlagen in ihm selbst:

Auch auf Videos lässt sich "Deep Dream" anwenden. Der Algorithmus macht den Drogentrip-Film "Fear and Loathing in Las Vegas" perfekt:

Solange überall nur freundliche Tiere auftauchen, wenn "Deep Dream" starrt, muss man sich nur bedingt Sorgen machen, dass Algorithmen bald die Weltherrschaft an sich reißen. In einem selbst fahrenden Auto sollte man das Programm aber besser nicht installieren: Vor lauter Tierschutz-Vollbremsungen käme man wohl keinen Meter voran.

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