Kunst:Skandale mal beiseite

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Amedeo Modigliani war schon zu Lebzeiten legendär und scheiterte in grausiger Schönheit. Die Tate Modern in London feiert aktuell sein Werk.

Von Alexander Menden

Am Anfang ein Pierrot, am Ende ein Maler, die Palette im Anschlag das erste und das letzte Exponat in der Modigliani-Ausstellung der Londoner Tate Modern sind Selbstporträts, und beide zeigen einen in sich ruhenden, heiteren Künstler. Sie befinden sich einerseits im Einklang mit der Gelassenheit der mehr als 100 Gemälde in dieser bisher größten britischen Modigliani-Schau. Andererseits verbergen sie die Turbulenzen und die Prekarität, die sein kurzes Leben prägten. Amedeo Modigliani, ein italienischer Jude aus Livorno, der 1906 nach Paris zog, erscheint, wenn man seine Existenz entsprechend rafft, wie der Inbegriff des peintre maudit: Er verdiente stets viel zu wenig mit seiner Kunst, hatte eine unendliche Reihe von Geliebten, wurde abhängig von Absinth und Äther, und starb 1920 mit erst 35 Jahren an tuberkulöser Meningitis, woraufhin sich seine Verlobte Jeanne Hébuterne, im neunten Monat schwanger, umbrachte. Ein in grausiger Schönheit gescheiterter Bohemien, dessen Werke heute zu allem Überfluss Spitzenpreise erzielen.

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