Kunst:Original, Kopie und Klon

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Geklont: Caravaggios rekonstruierte "Geburt Christi" in Palermo. (Foto: José Pereira)

Ein Caravaggio verschwand einst bei einem Kunstraub. Jetzt wird das Bild durch eine digitale Reproduktion ersetzt - inklusive Patina. Geht das?

Von Thomas Steinfeld

Das Oratorio di San Lorenzo ist eine kleine Kirche in der Altstadt von Palermo, der Hauptstadt von Sizilien, ein Gebetshaus für den Franziskanerkonvent nebenan. Ihr größter Schmuck war das Gemälde über dem Altar: Caravaggios "Christi Geburt mit den Heiligen Laurentius und Franziskus" aus dem Jahr 1609. Das Bild, fast drei Meter hoch und zwei Meter breit, verschwand vor 46 Jahren. Zwei Diebe brachen in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1969 in die Kirche ein, schnitten das Bild aus dem Rahmen, rollten es zusammen und fuhren in Regen und Dunkelheit davon. Es gibt nicht viele Gemälde von Caravaggio; es sind wohl kaum mehr als siebzig Werke. Dieses Bild nun scheint ganz besonders zu fehlen. An sein Verschwinden knüpft sich eine lange Reihe von Mutmaßungen, in deren Mitte meistens das organisierte Verbrechen von Sizilien steht. Dass es irgendwann, notdürftig in einer Scheune versteckt, von Schweinen und Mäusen gefressen worden sein soll, ist nur eine der vielen Varianten der Geschichte.

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