Kunst:Ohne Schärfe

Berlinale Film Beuys Andres Veiel

Er habe Beuys’ „abgründige Seiten“ ausgespart, schreibt der Spiegel. Veiel weist den Vorwurf zurück.

(Foto: Verleih)

Hat Andres Veiel in seiner Doku "Beuys" ein geschöntes Bild des Künstlers gezeichnet? Der Regisseur weist die Vorwürfe von Zensur oder Selbstzensur entschieden von sich.

Von Catrin Lorch

Gibt es wieder einen Konflikt um den Nachlass von Joseph Beuys und die Rechte an seinem Werk? Diesmal geht es nicht um eine Ausstellung oder einen Katalog, sondern um den Dokumentarfilm "Beuys" von Andres Veiel, der für den Deutschen Filmpreis nominiert ist. Der Spiegel schreibt in seiner aktuellen Ausgabe, dass - vermutlich auf Wunsch von Eva Beuys, der Witwe - die "abgründigen Seiten" seines Lebens ausgespart seien: "Kontakte zu Altnazis, seine Kandidatur für eine mehr als nationalistische Partei, seine ,Born'- und ,Boden'-Rhetorik, seine gar nicht so harmlose Nähe zur Esoterik".

Kronzeuge für den Vorwurf soll der in Harvard lehrende Kunsthistoriker Benjamin Buchloh sein. Der sei nämlich - nach einem mehrstündigen Interview - im Film nicht vorgekommen, angeblich, um seine Anfang der Achtzigerjahre in einem viel beachteten Essay im Kunstmagazin Artforum geäußerten Vorbehalte gegen Beuys im Film nicht zur Sprache kommen zu lassen.

Der Spiegel vermutet, der Dokumentarfilmer Andres Veiel habe die Passagen auf Einwirken von Eva Beuys gestrichen. Denn "ohne die Tendenz zur Verherrlichung des 1986 verstorbenen Künstlers wäre der Film wohl nur schwer realisierbar gewesen". Doch der Vorwurf greife nicht, so sagte Veiel der SZ: "Es gab hier weder Selbstzensur, noch Zensur durch Eva Beuys. Wenn ich eingeschränkt worden wäre - durch die Witwe oder den Nachlass - hätte ich das öffentlich gemacht. Wir hatten schriftlich vorher vereinbart, dass sich Eva Beuys nicht einmischt, und sie hat vor der Premiere weder den Film noch die DVD zu sehen bekommen."

Andres Veiel sagt, er habe Buchlohs Kritik sehr interessant gefunden, dieser habe jedoch vieles im Interview mit ihm wieder zurückgenommen. "Wäre er bei der Schärfe geblieben, hätte ich das reingenommen, er war nicht mehr der Kritiker von 1980. So machte es aber in dem Film keinen Sinn. Es ging wirklich nicht darum, etwas zu unterdrücken." Zudem sind die Interviews auf der DVD als Bonusmaterial veröffentlicht worden.

Die Zusammenarbeit mit Eva Beuys sei im Übrigen nicht kompliziert gewesen, nachdem er sie einmal von dem Projekt überzeugt hatte, sagt Veiel. "Basis war für mich, dass sie auf eine inhaltliche und gestalterische Einmischung verzichtet. Ich hatte eine hundertseitige Liste von Kunstwerken, mit denen ich arbeiten wollte. Dieser Liste hat sie blanko zugestimmt."

Kunsthistoriker und Autoren hatten in der Vergangenheit moniert, dass Eva Beuys Einfluss auf Veröffentlichungen nehme, indem sie Autoren kritischer Biografien oder Ausstellungsmachern die Erlaubnis verweigere, Abbildungen zu veröffentlichen.

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