Südafrikanische Kunst:Meine Haare, meine Energie

Lizette CHIRRIME

Lizette Chirrime verwendet populäre Wax-Prints für ihr Werk.

(Foto: Jonathan Fischer)

Die aus Mosambik stammende und in Kapstadt lebende Künstlerin Lizette Chirrime verarbeitet ihr Leiden in Collagen. Ihre Umhänge waren sogar bei Popstars gefragt.

Von Jonathan Fischer

Lizette Chirrime hatte nichts zu verlieren. Ihr Job als Sekretärin in einer Aluminiumfabrik in Maputo war ihr gekündigt worden, sie konnte ihre Wohnung nicht mehr bezahlen und lebte mit nicht viel mehr als ein paar Kleidern auf der Straße. Dann, eines Nachts, "erwischte es" sie. Lizette Chirrime weiß noch genau, dass es Freitag der 13. Juni 2003 war, als sie im Schein einer Kerosinlampe anfing, aus Stofffetzen, die sie gerade zur Hand hatte, eine Puppe zu basteln. "Von da an konnte ich nicht mehr aufhören. Im Schlaf hörte ich regelmäßig Stimmen, die mir sagten, was ich zu tun hätte. Wie ich meine Stoffe verwenden sollte. Dann wachte ich auf und machte es genauso wie es mir gesagt wurde. Das fühlte sich gut an." Lizette Chirrime nähte um ihr Leben. Wenn sie ihre selbst gefertigten Kleider trug, sprachen sie manchmal Menschen auf der Straße an, ob sie ihnen ein Teil verkaufen würde. "Damals hielt ich das nicht für Kunst." Ein schmales Lächeln huscht über Chirrimes sehr ernstes Gesicht. Zu Jeans und großen silbernen Kreolen trägt sie eine Wollweste, bei der ihr Kopf aus der Ärmelöffnung schaut. Ihre Lippen hat sie mit knallblauem Lippenstift angemalt. Sie wolle sich nicht mehr verstecken, sagt die 44-jährige. Ihre Kunst - das sei die heilende Kraft ihres Lebens.

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