Kunst:Maler der Sehnsucht

Der venezianische Meister Paris Bordone nahm sich Tizian zum Vorbild - und schuf dann etwas ganz Eigenes. Das zeigt eine große Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle.

Von Gottfried Knapp

Welcher Maler Venedigs würde heute als der bedeutendste gelten, wenn es Tizian nie gegeben hätte? Diese Frage müssen sich Museumsleute immer wieder stellen, weil die Chance, eine repräsentative Ausstellung über Tizian, den bedeutendsten, zu organisieren, auch für größere Museen verschwindend gering ist. Wenn die Welt 2018 den 500. Geburtstag eines anderen großen venezianischen Malers, von Jacopo Tintoretto, feiert, wird es eine ganze Reihe von Ausstellungen geben. Doch die gloriose Zeit der Hochrenaissance, also die Jahrzehnte, bevor Tintoretto ins venezianische Kunstgeschehen eingriff, kann man als Ausstellungspilger fast immer nur anhand jener Maler erleben, die irgendwann von Tizian, dem szenebeherrschenden Großmeister, aus Venedig verdrängt worden sind. So konnte 2011 eine Ausstellung in Rom dem eigenwilligen Genie des unsteten Wanderers und Grüblers Lorenzo Lotto - er hat seine Heimatstadt Venedig früh verlassen - in allen Facetten gerecht werden.

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