Kunst:Kronjuwelen auf Papier

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Das Germanische Nationalmuseum erweitert seine Sammlung um 47 Zeichnungen von Max Beckmann und Otto Dix aus dem Nachlass von Hans Kinkel

Von Claudia Henzler

Als das Germanisches Nationalmuseum im vergangenen Jahr stolz die Ausstellung "Von Kirchner bis Baselitz" präsentierte, mit Zeichnungen, die der bekannte Kunstkritiker und Sammler Hans Kinkel dem Museum vermacht hatte, fehlten einige der bedeutendsten Werke: 47 Zeichnungen von Max Beckmann und Otto Dix - der 2015 verstorbene Kinkel soll sie selbst als "Kronjuwelen" seiner Sammlung bezeichnet haben. Just auf diese Blätter hatte jemand nach Kinkels Tod Anspruch erhoben, erst Anfang des Jahres konnte das Nationalmuseum seinen Erbanspruch durchsetzen. Bis zur Klärung des Rechtsstreits waren die empfindlichen Werke bei einem Kunstspediteur in Berlin eingelagert, am Dienstag wurden sie in Nürnberg erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Otto Dix zeigte 1918 in "Entwicklung" den Kriegswahnsinn aus der Luft. (Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Ulrich Großmann, Generaldirektor des Nationalmuseums, betonte, dass es Kinkel wichtig war, die Sammlung auch nach dessen Tod zusammenzuhalten. In einem 48-seitigen Testament hatte der dem Nürnberger Museum nicht nur fast 400 Handzeichnungen von bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts hinterlassen, er vermachte dem Deutschen Kunstarchiv im Nationalmuseum seinen schriftlichen Nachlass und etwa 1000 Porträtfotografien, die er im Laufe der Jahre von Künstlern aufgenommen hatte. Für Großmann ist Kinkels Nachlass die "bedeutendste Erweiterung unseres Bestands im letzten Jahrhundert".

Max Beckmann fand nach dem Ersten Weltkrieg bei Freunden in Frankfurt Unterschlupf, wo "Frau Battenberg mit Katze" entstand. (Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Allein die 32 Zeichnungen aus allen Schaffensphasen von Max Beckmann (1884-1950) seien ein Konvolut, "das man heute auf dem Kunstmarkt überhaupt nicht mehr zusammenstellen könnte", sagte Yasmin Dossry, die Leiterin der Graphischen Sammlung. Die Auswahl reicht von einem Kohleakt aus der Weimarer Studienzeit bis zur Tuschezeichnung, die kurz vor Beckmanns Tod auf einem amerikanische Campus entstand. Auch dass der Künstler viel gereist und dem guten Leben nicht abgeneigt war, ist zu sehen: So manche Zeichnung entstand auf dem Korrespondenzpapier eines Hotels. Ein Thema, mit dem sich sowohl Beckmann als auch Otto Dix (1891-1969) intensiv auseinandersetzten, war das Trauma des Ersten Weltkriegs. Dix verarbeitete das trostlose Soldatendasein 1917 in der eindringlichen Kohlezeichnung "Quo vadis". Von ihm gehören 15 Zeichnungen zur Sammlung. Die Werke werden erst einmal in den Archivboxen der Grafischen Sammlung verschwinden, Besucher können sie sich dort vorlegen lassen. Eine Ausstellung ist für 2020 geplant.

Grafische Sammlung des Germanischen Nationalmuseums ; Nürnberg, Kartäusergasse 1, www.gnm.de

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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