Kunst:Komm mir nah

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Der Barockmaler Caravaggio verstand sich auf ambivalente Gefühlslagen. Er lehrte die Moderne, wie man Menschen erreicht. Eine große Ausstellung in London zeigt seine Bilder und die seiner Nachfolger.

Von Kia Vahland

Was währt länger - üble Nachrede oder ein epochales Werk? Im Fall des Barockmalers Caravaggio ist das schwer auszumachen. "Mad and bad" sei er gewesen, lästerte gerade ein britisches Boulevardblatt, verrückt und schlimm, zudem: "bisexuell und ein Mörder". Das behaupteten ja nicht einmal Caravaggios böszungige Konkurrenten (schon deshalb nicht, weil gegen "bisexuell" auch damals wenig einzuwenden gewesen wäre). Eine diffuse, angeblich dunkle Aura haftet dem Maler seit den ersten Biografien im 17. Jahrhundert an. Damals wie heute soll Caravaggios raues Leben erklären, was seine Malerei zugleich so beunruhigend und so anziehend macht: die Drastik seiner Kompositionen, das harte Hell-Dunkel, die reduzierte, beinahe plakative Formensprache, der emotionalisierte Kontakt der Figuren mit den Betrachtern.

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