Als man dem slowakischen Künstler Július Koller 1970 seine erste Einzelausstellung anbot, lehnte er gelangweilt ab. Stattdessen veranstaltete er ein Tischtennis-Turnier. Damals war der Prager Frühling gerade brutal niedergeschlagen worden und damit endeten auch die Bemühungen der tschechoslowakischen Kommunisten, das Land zu demokratisieren. Koller fand die allgegenwärtige Resignation niederschmetternd. Das Turnier war eine politische Antwort, ein Raum für Fairplay, für den Ball- und Wortwechsel gemäß demokratischen Spielregeln. Július Koller sah im Sport die Möglichkeit, Menschen miteinander zu konfrontieren und Gespräche zu ermöglichen, wie sie innerhalb der Kunstszene vielleicht nie möglich gewesen wären. Manche seiner Spieltische waren dann aber nicht einmal bespielbar, wie die Installation "Ping-Pong (U.F.O.)" (1970), ein Tisch, der zur Hälfte in einer Mauer verschwindet: Dort konnte man nur gegen die Wand reden.
Kunst:Im Osten was Neues
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Konzeptkunst aus der Slowakei? Das Wiener Mumok zeigt Július Koller, der seinen Lebensunterhalt mit kitischiger Malerei bestritt, sich heimlich aber als "UFOnaut" inszenierte.
Von Julia Niemann
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