Kunst:Im Geist von Ludwig und Ludwig

Der pompöse Nachbau von Versailles auf der Insel Herrenchiemsee wurde zwar niemals fertig. Er ist aber eine rohe und gewaltige Kulisse für die Ausstellung "Königsklasse" der Münchner Pinakotheken.

Von  Gottfried Knapp

Als König Ludwig II. auf der Insel Herrenchiemsee das Schloss von Versailles, das unerreichte Vorbild aller barocken Herrscherarchitekturen, nach seinen eigenen Vorstellungen mit viel zusätzlichem Prunk nachbauen ließ, plante er, wie er selber schrieb, "einen Tempel des Ruhmes, worin ich das Ansehen an König Ludwig XIV. feiern will". Das aus den Ebenen der Île-de-France auf die waldbedeckte Insel in Bayern verlegte Monument absolutistischer Größe mit dem fast 100 Meter langen, quasi zweckfreien Spiegelsaal im Zentrum war, wie die Pläne zeigen, weder als Regierungssitz noch als möglicher Wohnpalast gemeint, es sollte ausschließlich eine Kultstätte für eine längst vergangene Zeit werden, ein Denkmal für die Herrscherfigur, die Ludwig wohl am meisten bewundert hat. Die im Haupttrakt eingerichteten großen Säle und das im Südflügel reich ausgestattete "Grand Appartement", das der Tagwelt gewidmet war, sollten nur den Manen des Sonnenkönigs vorbehalten sein. Ludwig selber wollte sich allenfalls in Feierstunden von seinen im Nordflügel eingerichteten privaten Räumlichkeiten aus - sie waren der Nacht geweiht - den herbeibeschworenen Heroen der Geschichte nähern.

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