Kunst:Heiliger da Vinci

Und wieder vermehrt sich das Œuvre da Vincis: Das Worcester Art Museum in Massachusetts meint, in seinen Beständen ein Leonardo-Bild gefunden zu haben.

Von Kia Vahland

So musste es ja kommen. Leonardo da Vincis Œuvre vermehrt sich. Laut Art Newspaper möchte das Worcester Art Museum in Massachusetts die Handschrift des Meisters in einer Predella zu einem Altarbild aus Pistoia erkennen. Offensichtlich fühlen die Kustoden sich ermutigt: Nachdem das Christusgemälde "Salvator Mundi" ohne stichhaltige historische Argumentation Leonardo da Vinci zugeschrieben wurde, erzielte es bei einer Auktion im November den Höchstpreis von 450 Millionen Dollar.

Die Predella des Museums zeigt den Heiligen Donato, der einem fälschlicherweise des Diebstahls beschuldigten Steuereintreiber beispringt. Die Anlage der stark gestikulierenden Figuren ist eher grob, der Schattenwurf nicht subtil. Stilistisch betrachtet ist das kleine Werk von den Ideen des jungen Leonardo weit entfernt. Doch zu dem Altar gehört eine zweite Predella im Pariser Louvre. Sie zeigt eine Verkündigung. Der Engel landet in einem ummauerten Garten; Maria ist aus dem Haus getreten, um ihn zu empfangen. Im Hintergrund öffnet sich eine Berglandschaft.

Auch Leonardo malte einmal eine Verkündigung auf einer Terrasse vor imposanter Bergkulisse. Das großformatige Gemälde befindet sich in den Uffizien. Wegen der Motivähnlichkeit spekuliert der Louvre, Leonardo sei auch an der Predella beteiligt gewesen, die gewöhnlich Lorenzo di Credi zugeschrieben wird. Darauf bezieht sich das Worcester Art Museum und will auch sein Schwesterbild anerkannt wissen. Doch die ungewöhnlich selbstbewusste Uffizien-Madonna revolutionierte einst die sakrale Malerei, die Louvre-Maria dagegen ist devot wie eh und je. Das zeigt, wie fragwürdige Neuzuschreibungen die Ideen des Renaissancemeisters in ihr Gegenteil verkehren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: