Kunst:Ganz Syrien auf Facebook

Auch in Damaskus fotografieren Menschen und stellen die Bilder auf Facebook. Dona Abboud machte ein Buch daraus. Es zeigt Waffen, Krieg und Joghurteis.

Von Sonja Zekri

Es gibt die Bilder von blutenden Kindern, Ruinen und Männern mit Waffen. Aber auch: Wasserpfeifenschläuche, bunt wie ein Regenbogen, Popcorn-Türme, Granatäpfel, Joghurteis. Der Krieg in Syrien wird auch mit diesem Jahr wieder etwas entsetzlicher, aber noch immer leben dort Menschen, denen es ein Anliegen ist, Essen zu fotografieren und die Bilder auf Facebook zu posten. Die gebürtige Syrerin Dona Abboud sammelte für ihr Buch "Out of Syria, inside Facebook" (Bestellung unter institutbuchkunst.hgb-leipzig.de, 224 S., 20 Euro), herausgegeben von der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, Bilder von Facebook-Seiten aus Syrien. Von 2011 bis 2016 studierte die Künstlerin an der Grafik-Hochschule in Leipzig, ihr Kontakt zu Familie, Freunden, ihrem Land, war Facebook. Schließlich wählte sie zehn Frauen und Männer aus, deren Fotos sie zeigt, und stellte außerdem allen dieselben Fragen: Was ist Krieg? Was bedeutet Facebook für dich? Das Buch entfaltet eine eigentümliche Sogwirkung, gerade weil Abboud nicht unterscheidet zwischen Regime- und Rebellen-Propaganda, Familienfesten und Historischem, Quatschbildern und nackter Not. So widersprüchlich, so übervoll und ist dieses Meer aus Fragmenten, dass man begreift: Näher kann man Syrien, dem ganzen verdammten Syrien nicht kommen.

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