Kunst:Fällt von der Wand

Überfällig: Zum ersten Mal ist die Malerei von Frank Auerbach in Deutschland zu sehen.

Von Catrin Lorch

Es ist wahrscheinlich als Heimholung gemeint, wenn der britische Kunsthistoriker T. J. Clark im Katalogvorwort dem Maler Frank Auerbach attestiert, dass auf dessen Gemälde "Primrose Hill, Autumn Morning" das "Englische aus jeder Pore atme". Nur stellt sich die Frage, ob der so Geehrte mit der ganzen regenfeucht grundierten "Englishness" überhaupt viel anfangen kann: Einerseits, weil der 84-Jährige als einer der berühmtesten zeitgenössischen Maler ohnehin in der ganzen Kunstgeschichte nur eine Handvoll von Kollegen gelten lässt ("Rembrandt, Dürer, Matisse"). Und andererseits, weil es eine Unverschämtheit ist, jemanden, der seit mehr als 70 Jahren in England lebt, herablassend einzubürgern. Immerhin wurde Auerbach, 1931 in Berlin geboren, als Siebenjähriger von den "Kindertransporten" der Briten vor dem nationalsozialistischen Vernichtungswahn gerettet. Weswegen es - umgekehrt - von Ignoranz zeugt, dass er in Deutschland fast unbekannt ist. Eine Ausstellung im Kunstmuseum Bonn ist jetzt eine hervorragende Gelegenheit, seine Malerei zu erleben.

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