Kunst:Es bleibt in der Familie

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Wer profitierte alles im Raubkunstfall Modigliani? Die Spuren führen zur Familie Van der Klip, die das Gemälde versteckt haben soll.

Von K. Vahland und F. Obermaier

Immer mehr Spuren im Raubkunstfall von Amedeo Modiglianis "Sitzendem Mann" führen zu der Familie, die das dem jüdischen Sammler Oscar Stettiner geraubte Porträt in der Nazizeit in Paris erstand: der Familie Van der Klip. Das Gemälde, das angeblich 52 Jahre verschollen war, befindet sich heute im Besitz einer in Panama angesiedelten Firma namens International Art Center. Recherchen der Süddeutschen Zeitung und eines internationalen Journalistenteams in den Panama Papers hatten ergeben, dass hinter der Firma offenbar die Kunsthändlerfamilie Nahmad steckt. Daraufhin beschlagnahmte die Schweizer Staatsanwaltschaft das Werk im Genfer Zollfreilager.

Dass Stettiner als Jude das Gemälde an die Nazis verlor, geht aus französischen Behördenunterlagen der Nachkriegszeit hervor. Bekannt war bereits damals, dass ein Jean Van der Klip das Bild erstanden hatte. Er hatte allerdings behauptet, das Gemälde an einen Unbekannten weiterverkauft zu haben und es nicht zurückgeben zu können. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, gibt es an dieser Darstellung Zweifel. Als Sotheby's das Werk ohne Käufernachweis 2008 vergeblich zum Verkauf anbot, nannte das Auktionshaus als Vorbesitzer einen Mann namens Livengood.

Nun legt die mit dem Fall betraute Kunstdetektei Mondex Dokumente vor, wonach die Familien Van der Klip und Livengood das Gemälde möglicherweise jahrzehntelang besaßen, bis es 1996 von Christie's an das International Art Center verauktioniert wurde. Demnach war Van der Klip Händler für moderne Kunst, ein Kenner also. Eine seiner Töchter heiratete einen Livengood, die andere hielt aus den USA Kontakt zu den Livengoods. Sollten sich diese Hinweise bestätigen, ist neben den Nahmads das Auktionshaus Christie's in Erklärungsnot, warum es nicht erkannte und offenlegte, dass es sich bei dem Modigliani um Raubkunst handelt.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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