Kunst:Diese Engel können fliegen

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Der Bildhauer Tilman Riemenschneider hat nie an Strahlkraft eingebüßt. Jetzt ist sein Werk in München und bald auch in Würzburg neu zu erleben.

Von Gottfried Knapp

Das erfreulich umfangreiche Werk von Tilman Riemenschneider (um 1460 - 1531) ist nach seiner allmählichen Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert wie kaum ein anderes bildhauerisches Œuvre von Kunsthistorikern gefeiert, von Liebhabern gesammelt, von Ausstellungshäusern gepflegt und vom breiten Publikum geliebt worden. Selbst in einigen der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt hat man den Holz- oder Steinskulpturen aus der Riemenschneider-Werkstatt prominenteste Plätze zugewiesen. In Deutschland aber, im Stammland der Holzbildhauerei, wo die im Lauf der Jahrhunderte entwickelte handwerkliche Meisterschaft die Bildhauer zu höchst eigenwilligen Schöpfungen inspiriert oder verführt hat, gehören die beseelten Charakterfiguren von Riemenschneider zu den populärsten Werken der älteren Kunst. Ja da diese bildhauerischen Virtuosenstücke bei aller physiognomischen Unterschiedlichkeit immer eine auch von Laien erkennbare Prägung zeigen, also etwas wie eine Handschrift erkennen lassen, zählen Riemenschneiders meist aus kirchlichem Zusammenhang gerissene Einzelskulpturen und seine in flache Lindenholzbretter hineinmodellierten, wunderbar tiefenräumlich erzählenden Altarflügelreliefs zu den beliebtesten Museumsstücken überhaupt.

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