Kunst:Des Königs Blick

Ein Bummel durch Bamberg - Bistum feiert 1000. Geburtstag

Reitet der Bamberger Reiter zur Krippe?

(Foto: Bamberg Tourismus & Kongress Service/dpa/tmn)

Viel ist gerätselt worden um den Bamberger Reiter. Nun gibt es einen neuen Erklärungsversuch: Die Skulptur soll einen der Heiligen Drei Könige zeigen.

Von Gottfried Knapp

Wenn man Erich Kästner glaubt, hat es eine Zeit gegeben, in der Kunsthistorikerinnen nur Männer heirateten, die das Meisterwerk der deutschen Kunst, den Bamberger Reiter, kannten. Zu gewissen Zeiten jedenfalls ist kein Kunstwerk in Deutschland inbrünstiger gefeiert worden als die lebensgroße Reiterstatue im Bamberger Dom, die um 1230 von französisch geschulten Bildhauern gemeißelt worden ist. Reiht man die vielen sich widersprechenden Deutungen dieses Idealbilds eines Herrschers aneinander, könnte man den Bamberger Reiter fast als die "Mona Lisa" Deutschlands bezeichnen. Alle nur irgendwie mit Bamberg verknüpfbaren Kaiser von Konstantin bis zu Friedrich II. sind schon einmal für dieses Bildwerk, das sich römischer Triumphgesten bedient, vorgeschlagen worden. Die meisten Anhänger fand bislang die Behauptung, dass in dieser gekrönten Figur unter dem Baldachin der heiliggesprochene König Stephan I. von Ungarn dargestellt sei, der in Bamberg schon seit dem Mittelalter verehrt wird.

Doch restlos überzeugen konnte bislang keine dieser Deutungen. Ob es der jüngst vom Erzbistum Bamberg im Internet verbreiteten Neudeutung gelingt, von der Forschung anerkannt zu werden, muss abgewartet werden. Nach Meinung des Bamberger Generalvikars Georg Kestel stellt der "König zu Pferd ohne Waffen und ohne spezifischen Ornat" keine historische Figur dar, sondern einen der Heiligen Drei Könige. Der gelassen stolze Reiter wäre dann also das einzig fertig gestellte Fragment einer geplanten plastischen Anbetungsszene. Doch deren Ausmaße kann man sich kaum vorstellen.

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