Kunst:Bildstörung

Der WDR lässt die wertvollsten Gemälde seiner Kunstsammlung bei Sotheby's versteigern. Das wird wenig Geld, aber sehr viel Ärger bringen.

Von Jörg Häntzschel

Die Proteste haben den WDR kaltgelassen, es bleibt dabei: Der Sender verkauft die besten Teile seiner Kunstsammlung, und das in London. Am 21. und 22. Juni ist bei Sotheby's zu ersteigern, was vor Jahrzehnten mit Gebührengeldern angekauft wurde: 37 Werke, darunter Gemälde von Beckmann, Kirchner, Pechstein und anderen. Elf weitere sollen folgen. "Angesichts unserer schwierigen Haushaltslage wollen wir uns ganz auf unseren Kernauftrag konzentrieren: ein qualitativ hochwertiges und vielfältiges Programm anzubieten", bot WDR-Intendant Tom Buhrow als Rechtfertigung an.

Dem schon im Juni angekündigten Ausverkauf steht nichts mehr im Wege, seit die nordrhein-westfälische Landesregierung darauf verzichtet hat, die wertvollsten Werke, Beckmanns "Möwen im Sturm" und Kirchners "Berglandschaft mit Almhütten", in das Verzeichnis national wertvollen Kulturguts aufzunehmen.

Der Verkauf ist ein offener Affront gegen Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie hatte Buhrow scharf kritisiert und ihn gebeten, den Plan zu überdenken. Für sie war die geplante WDR-Auktion, noch mehr aber der Verkauf der beiden ungleich wertvolleren Warhols aus der nordrhein-westfälischen Spielbank Westspiel ein Anlass, eine drastische Verschärfung des Kulturgutschutzgesetzes in die Wege zu leiten. Grütters wird sich jetzt bestätigt fühlen. Das Gesetz, das demnächst verabschiedet werden soll, würde es dem WDR tatsächlich untersagen, die Kunst im Ausland zu verkaufen. Doch skandalös an der WDR-Auktion ist ja weniger, dass Kunst aus Deutschland ins Ausland gelangt, als dass sie aus öffentlichem in privaten Besitz übergeht.

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