Kunst:Alle Kunst der Welt

Max Hollein

Max Hollein, 49, leitete bis 2016 die Frankfurter Schirn-Kunsthalle sowie das Städel-Museum, danach das Fine Arts Museum in San Francisco. Seit August 2018 ist Hollein Leiter des New Yorker Metropolitan Museum of Art. Foto: dpa

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Der ehemalige Direktor des Frankfurter Städel-Museums, Max Hollein, soll das angeschlagene New Yorker Metropolitan Museum sanieren.

Von Jörg Häntzschel

Als der heute 48-jährige Max Hollein vor zwölf Jahren Direktor des Frankfurter Städel-Museums wurde, zweifelte man dort noch an seiner Eignung. Der Leiter der Ausstellungshalle Schirn habe ja gar nicht promoviert, wand man ein. Der Magister in Kunstgeschichte reiche nicht aus, und Holleins zweites Studienfach, BWL, machte die Skepsis nur größer. So ging es damals zu. Heute zweifelt niemand mehr an Holleins Fähigkeit, ein Museum zu leiten. Deshalb wird er jetzt Direktor von einem der allergrößten: dem New Yorker Metropolitan Museum of Art. Am Dienstag beschloss der Aufsichtsrat seine Berufung. Im August, so heißt es, wird Hollein anfangen.

Die Entscheidung ist umso bemerkenswerter, als die Spitzenpositionen im Metropolitan traditionell mit eigenen Leuten besetzt werden. Doch angesichts der finanziellen Schieflage, in die es in den vergangenen Jahren geraten ist, brauchte man einen Sanierer und Reformer von außen.

Als er nach San Francisco wechselte, reizte ihn die Nähe zum Silicon Valley

Hollein, der Sohn des Wiener Architekten Hans Hollein, begann seine rasante Karriere 1996, gleich nach dem Studium. Aus Österreich ging er nach New York und wurde nach einem Praktikum beim Guggenheim-Museum gleich persönlicher Assistent von Thomas Krens, dem damaligen Direktor. Heute wird Krens belächelt, damals jedoch galt er mit seinem Plan, Guggenheim-Filialen über die ganze Welt zu verstreuen, als visionär.

Das, was Hollein bei Krens über das Management amerikanischer Museen gelernt hatte, war auch in Europa gefragt, wo die Kulturhaushalte schrumpften und das Fundraising immer wichtiger wurde. Genau darin, so hatte man in Frankfurt gehört, habe es Hollein in New York zur Meisterschaft gebracht. 2001, mit gerade einmal 31 Jahren, wurde er Direktor der Schirn-Kunsthalle, wo er zunächst die Finanzen, dann auch die Besucherzahlen gewaltig verbesserte.

So erfolgreich war Hollein, dass man ihm 2006 auch noch die Leitung von Städel-Museum und Liebieghaus übertrug. Die damalige Frankfurter Bürgermeisterin Petra Roth erklärte diese erstaunliche Ämterhäufung mit den Vorteilen, die diese für das "kulturelle Standort-Marketing" biete. Hollein hingegen war klug genug, damals nicht von den Blockbuster-Schauen zu sprechen, die später natürlich kommen sollten, sondern davon, dass die "primäre Aufgabe eines Museums ... in der Selbstdefinition über die eigene Sammlung und in langfristigen Forschungsprojekten" liege.

Dass er dann die Mittel für einen großen Erweiterungsbau auftrieb, der zügig gebaut wurde, machte ihn in Frankfurt populär, entsprechend ungern ließ man Hollein dann auch gehen, als er vor zwei Jahren die Fine Arts Museums of San Francisco übernahm. Es war ein überraschender Schritt: Zwar sind die Museen riesig und haben mehr als 1,6 Millionen Besucher im Jahr. Unter den amerikanischen Kunstinstitutionen spielen sie aber ebenso wenig eine Rolle wie San Francisco als Kunststadt. Was Hollein reizte, war die Nähe zum Silicon Valley. Schon am Städel hatte er sich einen Namen mit Digitalinitiativen gemacht. Außerdem hoffte er, die philanthropisch oft wenig engagierten Tech-Mogule für die Kunst und das Spenden zu begeistern.

Mit dem neuen Job kommt Holleins methodisch orchestrierte Laufbahn nun an ihren Höhepunkt. Das Metropolitan ist das größte Museum der USA, es ist mit rund sieben Millionen Besuchern pro Jahr das am zweithäufigsten besuchte Kunstmuseum der Welt, vor allem aber ist es wohl das vielseitigste: Anders als im Louvre und im British Museum reichen die Sammlungen - mehr als zwei Millionen Objekte - vom alten Ägypten bis in die Gegenwart.

Leicht dürfte Holleins Arbeit dort allerdings nicht werden. Nicht nur wegen der schieren Größe des Museums, das 2200 Angestellte hat, jedes Jahr rund 40 Sonderausstellungen zeigt und außer dem riesigen Hauptgebäude an der Fifth Avenue auch noch das Met Breuer, das frühere Whitney-Museum an der Madison Avenue, und die Mittelalter-Dependance The Cloisters in Upper Manhattan betreibt; sondern vor allem, weil das Museum sich in den vergangenen Jahren finanziell gewaltig verhoben hat. Als 2016 die Ausgaben das nicht gerade magere Jahresbudget von 305 Millionen Dollar um 15 Millionen überschritten, musste Holleins Vorgänger Thomas Campbell gehen. Seitdem wurden Kuratoren entlassen und Ausstellungen gestrichen. Auch die Tradition, es den Besuchern selbst zu überlassen, ob und wie viel Eintritt sie zahlen wollen, fiel der Krise zum Opfer. Seit März müssen alle Besucher, die nicht aus New York kommen, 25 Dollar zahlen. Verschoben und bescheidener konzipiert wurde auch ein geplanter neuer Gebäudeflügel für moderne und zeitgenössische Kunst. Holleins drängendste Aufgabe wird es sein, die 450 Millionen Dollar zu finden, die dieser nun kosten soll.

Und wieder wird ein weißer Mann Museumsdirektor, monieren in den USA nun einige. Doch unter den weißen Männern im Museumsgeschäft dürfte Hollein zu den offensten und fortschrittlichsten gehören.

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