Kulturgeschichte:Unsere No-Gos

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Was ist aus den sieben Todsünden geworden? Eine Ausstellung zeigt: Sie waren ein Instrument der Repression - und werden heute oft zu Tugenden.

Von Rudolf Neumaier

Was ist aus dem Zorn geworden? Aus der Warte von Papst Gregor dem Großen, gestorben im Jahr 604, sind seine heutigen Attribute ein Widerspruch in sich. "Gerechter Zorn", "heiliger" Zorn: Wie könnte eine Todsünde wie der Zorn jemals als gerecht empfunden werden? Bald wird er womöglich auch noch nett sein. Oder herzlich. Dann hat er seine Zähne verloren, der Zorn. Am Zorn lassen sich Aufstieg und Niedergang der Todsünden in den letzten 1400 Jahren seit Papst Gregor gut beobachten. Zorn findet heute Bewunderung, nicht nur vom Philosophen Peter Sloterdijk. Ohne Zorn hätte es keine Revolution gegeben, weder 1789 noch 1968. Wo Zorn ein Ventil findet, kann die Freiheit explodieren.

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