Kulturförderung:Ungeliebte Geldgeber

Warum fördert die Familie Mercer das New Yorker Naturkundemuseum? In den USA streitet man über den Einfluss konservativer Mäzene.

Von Jörg Häntzschel

Das Museum of Natural History am New Yorker Central Park ist in Amerika ein mythischer Kindheitsort. Es ist eines der meistbesuchten Museen der Welt und eines, dessen wissenschaftlicher Rang außer Frage steht. Umso mehr fällt auf, dass unter seinen Trustees auch Rebekah Mercer ist. Zwischen 2008 und 2016 hat sie dem Museum vier Millionen Dollar gespendet, aber noch mehr gab sie an Organisationen, deren Ziel es ist, wissenschaftlich unstrittige Erkenntnisse zu den fatalen Folgen des CO₂-Anstiegs zu diskreditieren.

Mercer und ihr Vater, der Hedgefonds-Manager Robert Mercer, unterstützen die Republikaner schon lange. Doch seit Trumps Aufstieg sind die Mercers für die populistische Rechte das, was die Medici für die italienische Renaissancekunst waren. Sie finanzierten maßgeblich Trumps Wahlkampf, sicherten Stephen Bannon eine führende Rolle und sind am rechten Kampf-Portal Breitbart News beteiligt.

Wird dieselbe Frau also wirklich Millionen an ein naturkundliches Museum spenden, ohne zu versuchen, inhaltlich Einfluss zu nehmen? Genau so ist es, beteuert das Museum, doch viele zweifeln daran. In den vergangenen Wochen demonstrierten Wissenschaftler, Besucher und Kuratoren vor den Stufen des Hauses und forderten in einem offenen Brief Mercers Rücktritt. Immerhin legte ein anderer superreicher Klimawandelleugner und Museums-Mäzen, David Koch, 2015 nach Protesten sein Amt nieder - auch wenn er behauptet, er habe andere Gründe gehabt. Doch das Naturkundemuseum ist nicht allein mit seinen ungeliebten Geldgebern. Dem New York City Ballet am Lincoln Center hat Koch so viel gespendet, dass man das ganze Haus nach ihm benannt hat: David H. Koch Theater.

Immer öfter fragt man in den USA und anderswo nach der Herkunft üppiger Geldgeschenke für die Kultur. So beim Guggenheim und beim Londoner Victoria & Albert Museum. Beide werden gefördert von der Familie Sackler, deren Reichtum unter anderem aus der Pharmafirma Purdue stammt. Purdue stellt das Schmerzmittel Oxycontin her, das als Amerikas neue Volksdroge in den letzten Jahren Zehntausende das Leben gekostet hat.

Die Konflikte zwischen konservativen Mäzenen und von ihnen ausgehaltenen Kulturinstitutionen gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert, als die Fricks und Carnegies Museen und Konzerthallen stifteten. Wie heute wurden sie belohnt mit Prestige, Steuerrabatten und Plätzen an den Tafeln der Society. Je reicher und mächtiger die Reichen werden und je mehr die Gesellschaft auseinanderbricht, desto offener treten diese Konflikte zutage.

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