Kulturaustausch:Von Herzen

Muse de la Danse Terpsichore Fresque de Giuseppe Cammarano 1766 1850 19eme siecle Naples palai

Geküsst von Terpsichore, der Muse des Tanzes, war Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle in Israel.

(Foto: imago/Leemage)

Kultusminister Ludwig Spaenle besucht Israel

Von Eva-Elisabeth Fischer, Herzliya

"Wunderbar, ganz wunderbar!" Der Minister ist sichtlich hin und weg. In den noch nicht einmal zwei Jahren seiner Amtszeit war Ludwig Spaenle bisher nicht unbedingt als ein glühender Liebhaber der Tanzmuse Terpsichores in Erscheinung getreten. Vielleicht musste er da wirklich erst nach Israel kommen, nach Herzliya, wo die Junior Company des Bayerischen Staatsballetts mit sechs Solisten des großen Ensembles an vier Abenden vor ausverkauftem Haus tanzte.

Das nach Theodor Herzl benannte Herzliya ist Städtepartner von Leipzig. 15 Kilometer nördlich von Tel Aviv gelegen, könnte man das Städtchen mit seinen properen Villen als das maritime Grünwald der Metropole bezeichnen. Es verfügt über eine Bühne mit knapp 800 Sitzplätzen, die dank der ansteigenden Arena überall beste Sicht garantiert. Der Kultusminister saß, für einen CSU-Mann ziemlich ungewohnt, mit Ehefrau und Tochter ganz links außen. Zunächst einmal begrüßte er einen Spezl aus Wilhelms-Gymnasiums-Zeiten, den ARD-Israel-Korrespondenten Richard C. Schneider, der im realen Leben tatsächlich auf der entgegengesetzten Seite des politischen Spektrums zu finden ist.

Natürlich war der Gala-Besuch des Kultusministers nur das halbprivat genossene Sahnehäubchen auf dem Programm als Teil der Höflichkeitsadressen anlässlich des Jubiläums von 50 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Für Spaenle ist es allerdings bereits der fünfte Israelbesuch in seiner Amtszeit, was für sein handfestes Interesse spricht, die nicht immer einfachen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu vertiefen. Sein Interesse gilt allerdings weniger den Künsten denn der Wissenschaft und als Historiker der Erinnerungsarbeit. Das bringt ihn ans Technion in Haifa, wo er den wissenschaftlichen Austausch vorantreibt und mit Vertretern der israelischen Regierung zusammentrifft, um den geplanten Gedenkraum für die Opfer des Attentats auf die israelische Mannschaft vorzustellen. Außerdem bereitet er als Mitglied im Kuratorium der Weiße-Rose-Stiftung eine Ausstellung im Ghetto-Kämpfer-Haus in Akko vor.

Dann aber das Ballett. Die emotionale Kraft des Tanzes lässt sich unmittelbar am Minister studieren. Spaenle gibt sich im Pausenempfang mit den Tänzern auf der Bühne völlig entspannt. Und das nicht nur, weil er diesmal keine Krawatte, sondern einen locker geschlungenen Schal um den Hals trägt - im Gegensatz zu Mosche Fadlon, dem Bürgermeister von Herzliya, der bei der Begrüßung der Gäste bis oben zugeknöpft aus einem engen Hemdkragen herauslächelt. Er also tituliert das Staatsballett als "großen Botschafter Bayerns" und befindet, dies an die Tänzer gerichtet, ihr Auftritt würde "etwas hinterlassen in Israel". Dies hörte sich an, als käme es von Herzen und klang gar nicht so sehr nach mancher Floskel, wie sie dieser Tage vielfach vor und in der Knesset aus deutschem Politikermund tropft. Es wäre doch schön, wenn Spaenles spontane Begeisterung für den Tanz anhielte. Denn es gibt noch viel zu tun - vor allem im Vergleich mit Israel, wo man im Fach Tanz sogar Abitur machen kann.

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